15 Jahre Mutterschaftsurlaub: Jetzt braucht es einen Vaterschaftsurlaub
Es ist kaum zu glauben: Erst heute vor 15 Jahren, am 1. Juli 2005, wurde auf Bundesebene ein bezahlter Mutterschaftsurlaub eingeführt. Sechzig Jahre dauerte es, bis Parlament, Wirtschaftskreise und die Schweizer Bevölkerung von der heute geltenden, minimalistischen Lösung überzeugt werden konnten. Der Urlaub ist zweifellos zu kurz für Mutter und Kind, aber immerhin kommen damit alle erwerbstätigen Frauen in der Schweiz nach der Geburt eines Kindes überhaupt in den Genuss eines solchen. Travail.Suisse, die unabhängige Dachorganisation der Arbeitnehmenden, hofft, dass bald auch die Väter in dieser entscheidenden Phase präsent sein können und die Bevölkerung am 27. September 2020 Ja sagt zu einem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub.
Seit 1945 sieht die Bundesverfassung die Einführung einer Mutterschaftsversicherung auf Bundesebene vor. Nach jahrzehntelanger Arbeit und rund 20 Anläufen sagte die Bevölkerung am 3. Oktober 2003 endlich Ja zu einem Mindestmodell von 14 Wochen bezahltem Urlaub zu 80 Prozent des Lohnes, finanziert über die Erwerbsersatzordnung EO, und ermöglichte damit die Umsetzung des Verfassungsauftrags. Travail.Suisse hat im Zuge der Einführung des bezahlten Mutterschaftsurlaubs ein Angebot mit detaillierten rechtlichen Informationen zu Mutterschaft und Erwerbsarbeit (www.infomutterschaft.ch) bereitgestellt sowie im Hinblick auf eine bessere Vereinbarkeit die digitale Agenda www.mamagenda.ch entwickelt.
Es liegt im Interesse der Frauen, dass nicht nur sie bei der Geburt eines Kindes in den Genuss eines bezahlten Urlaubs kommen. Der Mutterschaftsurlaub ist sehr kurz, und die Mütter müssen heute nach einer Entbindung das Spital oder Geburtshaus rasch verlassen und sich zuhause erholen. Sie sind in dieser Zeit auf die Hilfe und Unterstützung des Vaters ihres Kindes angewiesen – um sich zu erholen, mit dem Stillen zu beginnen, wenn dies ihr Wunsch ist, mit einer möglichen Wochenbettdepression fertig zu werden und die anderen Kinder zu betreuen. Oder um dem Vater zu ermöglichen, sich die nötigen Kompetenzen für die Betreuung des Neugeborenen anzueignen und eine Bindung zu ihm aufzubauen. Heute hat der Vater nach einer Geburt dafür nur einen freien Tag zur Verfügung, gleichviel wie bei einem Umzug!
Die Mehrheit der jungen Mütter ist überzeugt, dass ihnen ein Vaterschaftsurlaub bessere Dienste leistet als ein vorgeburtlicher Urlaub. Eine im Mai dieses Jahres durchgeführte repräsentative Umfrage von Travail.Suisse hat im Übrigen ergeben, dass trotz der Corona-Krise 71 Prozent der Bevölkerung einen Vaterschaftsurlaub befürworten. Gerade diese ausserordentliche Zeit der Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig tragende familiäre Strukturen sind. Starke Familien sind das Fundament einer krisenresistenten Gesellschaft. Die Urlaube leisten in diesem Zusammehang einen wichtigen Beitrag.
Wer sich für den Vaterschaftsurlaub einsetzen will, kann sich direkt unter www.vaterschaftsurlaub.ch anmelden und sich via soziale Medien @vaterschaftsurlaub, #vaterschaftsurlaub jetzt über die neusten Entwicklungen informieren.