Adoptionsurlaub: Der Nationalrat muss jetzt einen entscheidenden Schritt machen
Der Adoptionsurlaub - das Stiefkind der Familienpolitik - steht kommenden Montag auf der Tagesordnung des Nationalrates. Travail.Suisse, die unabhängige Dachorganisation der Arbeitnehmenden, unterstützt dieses Anliegen seit langem und hat auch den entsprechenden Vorstoss von CVP-Nationalrat Marco Romano seit dessen Einreichung 2013 immer mitgetragen. Dies obwohl die ursprüngliche Forderung in der Zwischenzeit von den vorberatenden Kommissionen stark zurückgestutzt worden ist. Am Montag wird der Nationalrat noch die verbleibenden Anträge diskutieren. Entscheidend ist, dass er dem Grundsatz des Adoptionsurlaubs endlich zustimmt.
Travail.Suisse unterstützt den Grundsatz eines bezahlen Urlaubs für Eltern, die ein Kind von ausserhalb der Familie adoptieren (es darf nicht das Kind des Partners oder der Partnerin sein). Während viele öffentlich-rechtliche Arbeitgeber einen Adoptionsurlaub kennen, gibt es einen solchen auf nationaler Ebene nach wie vor nicht.
Um diese Ungleichbehandlung zwischen leiblichen Eltern und Adoptiveltern zu
beseitigen, hatte der Tessiner CVP-Nationalrat Marco Romano 2013 eine parlamentarische Initiative eingereicht. Diese wurden von beiden vorberatenden Kommissionen zwei Jahre später gutgeheisssen. Nach den eidgenössischen Wahlen vom Oktober 2015 schlug die neu zusammengesetzte Kommission vor, ihren eigenen Vorschlag abzuschreiben. Dies obwohl die Mehrheit der im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens eingegangenen Stellungnahmen der Meinung war, dass es sich bei dieser Vorlage um einen ersten, wenn auch kleinen Schritt in die richtige Richtung handelte. Der Nationalrat nahm die Vorlage schliesslich vor einem Jahr wieder auf.
Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellungspolitik bei Travail.Suisse: „Der ursprüngliche Vorschlag wurde von zwölf auf zwei Wochen zurückgestutzt und wird nur wenige Familien betreffen. Trotzdem gilt es jetzt, dem Adoptionsurlaub endlich zum Durchbruch zu verhelfen. Er gehört zu einer modernen Familienpolitik.“ Travail.Suisse erwartet vom Nationalrat, dass er zumindest dem Vorschlag seiner Kommission und der Meinung des Bundesrats folgt. Dieser will den gesellschaftlichen Veränderungen tragen und anerkennt, dass die Herausforderungen für Adoptiveltern vergleichbar sind mit jenen von leiblichen Eltern und mit dem Adoptionsurlaub eine Lücke in der Schweizer Familien- und Sozialpolitik geschlossen werden muss.