Die Sozialkommission des Nationalrates (SGK-N) wird ab morgen, 13. November, über den bezahlten Adoptionsurlaub diskutieren und entscheiden. Der Bundesrat hat sich überraschenderweise für diese bescheidene, aber für eine echte Familienpolitik zwingende Vorlage der nationalrätlichen Kommission ausgesprochen. Travail.Suisse, die unabhängige Dachorganisation der Arbeitnehmenden, begrüsst die Unterstützung der Landesregierung und fordert die zuständigen Parlamentskommissionen auf, den bezahlten Adoptionsurlaub endlich zu verabschieden.
2013 hatte der Tessiner Christdemokrat Marco Romano eine parlamentarische Initiative zugunsten eines bezahlten Adoptionsurlaubs eingereicht. Der Weg dieses Vorstosses im Parlament war steinig: Der Grundsatz wurde zwar in einem ersten Schritt von beiden Kommissionen gutgeheissen. Danach liess die Sozialkommission des Nationalrats aber die Fristen verstreichen. Im Frühling des laufenden Jahres wies der Nationalrat dann den Vorschlag der Kommission, den Vorstoss abzuschreiben, zurück. Im Sommer schliesslich machte sich die Sozialkommission des Nationalrates endlich an die Arbeit und arbeitete einen Minimalvorschlag aus. Dieser Vorschlag sieht statt der zu Beginn geforderten 12 Wochen Urlaub noch zwei Wochen vor. Morgen und am Freitag wird die Kommission erneut über den Adoptionsurlaub diskutieren, diesmal allerdings im Wissen, dass der Bundesrat den Urlaub für Adoptiveltern befürwortet. Dies hatte die Landesregierung am 30. Oktober 2019 beschlossen.
Travail.Suisse unterstützt den Grundsatz eines bezahlten Urlaubs für Eltern, die ein kleines Kind adoptieren. Diese Lücke in der Familienpolitik muss geschlossen werden, damit endlich alle Eltern gleich behandelt werden. Leibliche und Adoptiveltern sind mit den gleichen Schwierigkeiten bezüglich Vereinbarkeit von Arbeit und Betreuung eines Kleinkindes konfrontiert. Das Minimalprojekt der Kommission würde die Erwerbsersatzordnung (EO) nur 110'000 Franken kosten. Diese Kosten kann die EO problemlos tragen.
Die Zahl der Adoptionen ist stark rückläufig. Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellungspolitik bei Travail.Suisse: „Alle Unternehmen, sogar die kleinsten, können einen zweiwöchigen Adoptionsurlaub verkraften, sei dies in finanzieller wie auch in organisatorischer Hinsicht.“ Das ist auch die Meinung des Bundesrates. Die Kommission - insbesondere auch die aus dem Parlament ausscheidenden Mitglieder - sind jetzt aufgerufen, sich gegenüber einem bezahlten Adoptionsurlaub offen zu zeigen.