Externe Kinderbetreuung: Kurzfristiges Sparen kann teuer werden
Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, ist befremdet über den heutigen Entscheid des Bundesrats, sich nicht an den Kosten für die familienergänzende Kinderbetreuung beteiligen zu wollen. Für Travail.Suisse ist die familienergänzende Kinderbetreuung Teil des Service public und muss als solcher durch Bund und Kantone finanziert werden. Zur Förderung der Vereinbarkeit und zur Bekämpfung des Fachkräftemangels braucht es öffentliche Gelder, um die von den Eltern zu tragenden Kosten für die externe Kinderbetreuung zu senken.
Der Bundesrat gibt dem Parlament kurz vor der Frühjahrssession, in welcher die Vorlage der WBK-N «Überführung der Anstossfinanzierung in eine zeitgemässe Lösung» zur Debatte steht, ein negatives Signal. Travail.Suisse hat sich an der Vernehmlassung beteiligt und unterstützt die Vorlage in den Grundzügen. Für den Dachverband ist klar, dass die institutionelle familienergänzende Kinderbetreuung zum Service public gehört, ähnlich wie das öffentliche Bildungswesen, der öffentliche Verkehr oder die Finanzierung der Pflegeinfrastruktur. Die Kosten für die externe Kinderbetreuung, die Eltern in der Schweiz zahlen, gehören zu den höchsten in Europa. Dies stellt ein grosses Hindernis für ein stärkeres Engagement der Mütter auf dem Arbeitsmarkt dar und damit für eine echte Gleichstellung zwischen Frauen und Männern.
Die Frage der Aufteilung der Kosten zwischen Bund und Kantonen kann diskutiert werden. Lehnt der Bund aber jegliches Engagement ab, geht die Rechnung nicht auf. Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellungspolitik, hält fest: «Offensichtlich hat der Bundesrat eine sehr kurzfristige buchhalterische Sicht auf die Dinge und verkennt, wie wichtig Investitionen in die familienergänzende Betreuung von Kindern im Vorschul- und Schulalter sind. Das ist bedauerlich und unverständlich, gerade auch in Zeiten des Fachkräftemangels.»
Es ist Aufgabe der Politik, bessere Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gestalten. Travail.Suisse fordert deshalb den Nationalrat auf, die richtigen Prioritäten zu setzen, zum Wohle der Familien, der Kinder und der gesamten Wirtschaft und Gesellschaft.