Endlich profitieren die aktiven Versicherten von den Pensionskasse-Gewinnen
Der heute veröffentlichte Bericht über die finanzielle Lage der Pensionskassen hält für die Arbeitnehmenden eine gute Botschaft bereit: Nach diversen guten Börsen- und Anlagejahren profitierten 2021 endlich auch die Aktiven. Dies, nachdem in den letzten Jahren grosse Reserven aufgebaut werden konnten, gleichzeitig aber Renten gesenkt und Kapital nur bescheiden verzinst wurden. Prekär wird die Lage nun für viele Rentnerinnen und Rentner, deren Renten aufgrund der Teuerung an Wert verlieren.
Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, ist erfreut über die gute Verfassung der Schweizer Pensionskassen. Die Vorsorgegelder wurden in den letzten Jahren von den paritätisch geführten Stiftungsräten gut angelegt. Die positive Entwicklung an den Finanzmärkten, auch getrieben von der expansiven Geldpolitik, haben dabei satte Gewinne ermöglicht. Viele Pensionskassen konnten dadurch in dieser Zeit die Wertschwankungsreserven auffüllen. Gleichzeitig wurde den aktiven Versicherten nur eine tiefe Verzinsung ihres Kapitals ermöglicht, teilweise gar nur der Mindestzinssatz gutgeschrieben. Travail.Suisse setzt sich deshalb nach Kräften dafür ein, dass der Bundesrat diesen Satz nicht zu tief ansetzt. Die Wertschwankungsreserven sind für Travail.Suisse nun genügend gefüllt, damit auch im Jahr 2022 eine gute Verzinsung möglich sein soll. «Weitere Verschlechterungen bei den Parametern, die zu tieferen Renten führen, müssen der Vergangenheit angehören. Nur so kann das Vertrauen der Versicherten in die Zweite Säule wieder verbessert werden», so Travail.Suisse-Präsident Adrian Wüthrich.
Schwierig ist die Situation für die Rentnerinnen und Rentner. Einerseits weil viele Pensionskassen für die Versicherten im überobligatorischen Bereich die Umwandlungssätze stark senkten, was zu merklich tieferen Renten führt. Andererseits, weil die Rentnerinnen und Rentner im BVG keinen Anspruch auf einen Teuerungsausgleich haben. Das ist bei der AHV mit dem Mischindex anders, der dafür sorgt, dass die AHV-Renten alle zwei Jahre der Teuerung und der Lohnentwicklung angepasst werden können. Bleibt die Teuerung hoch, müssen die Vorsorgeeinrichtungen über einen automatischen Teuerungsausgleich bei laufenden Renten nachdenken.
Sparpotenzial sieht Travail.Suisse weiterhin bei der Pensionskassenlandschaft und bei den Kosten für die Durchführung. Broker und andere Experten machen gutes Geld mit den Pensionskassen. Mit einer Vereinfachung des Systems können weitere Kosten eingespart werden. Insbesondere sind Travail.Suisse seit Jahren die Gewinne der Lebensversicherer ein Dorn im Auge. Auch ihre Gewinne sind in den letzten Jahren auch gestiegen – Geld, das den Versicherten fehlt. Die Oberaufsichtskommission wird aufgefordert in diesem Bereich gut hinzuschauen.