Keine Anerkennung von stressbedingten Berufskrankheiten
Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats (SGK-N) hat an ihrer heutigen Sitzung die parlamentarische Initiative Hurni mehrheitlich abgelehnt. Die parlamentarische Initiative strebt eine einfachere Anerkennung stressbedingter Krankheiten als Berufskrankheiten an. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, ist enttäuscht über den Entscheid der Kommission. Angesichts der starken Veränderung der gesundheitlichen Risiken ist ein Umdenken angezeigt. Die Annahme der parlamentarischen Initiative wäre dafür ein Schritt in die richtige Richtung.
Die Arbeitswelt wandelt sich stark. Sie wird immer schneller, dichter, flexibler und entgrenzter. Damit verändern sich auch die gesundheitlichen Risiken am Arbeitsplatz. So geben rund 37 Prozent der Arbeitnehmenden an, nach der Arbeit häufig oder sehr häufig zu erschöpft zu sein, um sich um private oder familiäre Angelegenheiten zu kümmern (Barometer Gute Arbeit 2023). «Die neuen gesundheitlichen Risiken der Arbeit müssen sich auch beim Gesundheitsschutz und in der sozialen Sicherung widerspiegeln», so Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse.
Die parlamentarische Initiative Hurni setzt hier an. Sie fordert, dass unter anderem stressbedingte Erkrankungen leichter als Berufskrankheiten anerkannt werden. Dazu soll das Unfallversicherungsgesetz angepasst werden. Heute gelten als Berufskrankheiten nur solche, die entweder auf der Liste der Berufskrankheiten aufgeführt sind (Anhang UVV 1) oder bei denen nachgewiesen werden kann, dass sie zu 75% auf die berufliche Tätigkeit zurückzuführen sind. Unter anderem stressbedingte Erkrankungen könnten durch die Gesetzesänderung leichter als Berufskrankheiten anerkannt werden. Dies hätte zur Folge, dass die Unfallversicherung die Behandlungskosten, die Taggelder sowie weitere Leistungen übernimmt. Die wirtschaftliche Absicherung und Behandlung der Betroffenen würde dadurch ebenso verbessert wie die Prävention u.a. von neuen arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken.
Diese Argumente fanden allerdings in der nationalrätlichen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK-N) kein Gehör. Sie lehnt die parlamentarische Initiative mehrheitlich ab. «Es ist enttäuschend zu sehen, dass die Kommission den neuen Gesundheitsrisiken in der Arbeitswelt kaum Beachtung schenkt und aus der starken Zunahme von stressbedingten Erkrankungen keinen Handlungsbedarf ableitet» so Léonore Porchet, Vizepräsidentin von Travail.Suisse und Mitglied der SGK-N.