Horizonte erweitern mit «swype», dem Austauschprogramm für Lehrabgänger:innen
Während Auslandaufenthalte für Studierende längst etabliert sind, fehlen entsprechende Angebote für Berufsschülerinnen und Berufsschüler fast gänzlich. Diese Lücke schliesst seit diesem Jahr das innovative Projekt «swype – swiss young professional exchange» von Travail.Suisse und seinen Mitgliedsverbänden, das diesen Sommer 17 jungen Berufsleuten einen Einblick in den irischen (Arbeits-)Alltag ermöglichte.
Travail.Suisse setzt sich seit Jahren auf politischer Ebene für eine Steigerung der Attraktivität der Berufslehre ein. Über 60% der Jugendlichen entscheiden sich nach der obligatorischen Schulzeit für eine Lehre. Diese steht aber zunehmend in Konkurrenz zum gymnasialen Bildungsweg. Während die gymnasialen Maturitätsabschlüsse im letzten Jahrzehnt kontinuierlich zugenommen haben, sind die Abschlüsse der beruflichen Grundbildung anteilsmässig zurückgegangen. Für Travail.Suisse ist eine attraktive Berufsbildung mit guten Berufs-, Weiterbildungs- und Karriereaussichten ein Kernanliegen, da sie Arbeitnehmende erfolgreich und nachhaltig in den Arbeitsmarkt integriert und die negativen Auswirkungen der sozialen Selektivität im Bildungssystem mindert. Vor diesem Hintergrund hat Travail.Suisse diesen Sommer gemeinsam mit seinen Mitgliedsverbänden das Austauschprogramm «swype» lanciert. Dieses bietet Lehrabgängerinnen und Lehrabgängern die Möglichkeit, nach ihrem Lehrabschluss für einige Wochen im Ausland zu leben, zu arbeiten und wertvolle persönliche, berufliche und kulturelle Erfahrungen zu sammeln. Neben seiner politischen Arbeit leistet Travail.Suisse so einen ganz konkreten und praktischen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität der Berufsbildung.
Horizonte erweitern in Cork
Diesen Sommer reisten 17 junge Berufsleute nach Cork, der zweitgrössten Stadt Irlands. Die jungen Frauen und Männer zwischen 19 und 22 Jahren mit unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen – zwei Automechaniker waren ebenso mit von der Partie wie zwei Mediamatikerinnen, eine Elektronikerin, zwei Metallbauer, eine Boden-Parkettlegerin, ein ICT-Fachmann und eine Kauffrau – verbrachten gemeinsam vier Wochen in Cork. In der ersten Woche absolvierten alle einen Intensivsprachkurs, bevor sie anschliessend während drei Wochen in möglichst branchennahen Betrieben den irischen Arbeitsalltag kennen lernten. Dass es teilweise grössere Unterschiede in den Arbeitsrealitäten zwischen der Schweiz und Irland gibt, wurde den Jugendlichen dabei immer wieder vor Augen geführt. Mehrere Teilnehmende berichteten, dass Ihnen die hohe Qualität der Schweizer Berufsbildung erst während ihres Austauschs bewusst geworden sei. Gleichzeitig schätzten viele den allgemein entspannteren und freundlicheren Umgang im Arbeitsalltag.
Auch sprachlich konnten die Jugendlichen sehr profitieren. Obwohl die meisten mit soliden Englischkenntnissen nach Cork gereist waren, fehlte ihnen oft das berufsspezifische Vokabular – nun sind sie mit den englischen Fachbegriffen für verschiedenste Werkzeuge und Gerätschaften bestens vertraut. Untergebracht waren die Teilnehmenden in lokalen Gastfamilien, was ihnen neben dem Eintauchen in den Arbeitsalltag auch einen authentischen Einblick in das irischen Alltagsleben ermöglichte – sei es bei gemeinsamen Ausflügen ans Meer, Boxkämpfen mit dem Gastvater, oder auch der Bekanntschaft mit dem nicht immer leckeren irischen Essen. Dank swype kehrten die Jugendlichen am Ende ihres Aufenthaltes mit einem prall gefüllten Rucksack an neuen Erfahrungen und Erlebnissen nach Hause.
Das nächste Kapitel von swype
Der Zugang zu swype ist bewusst offen gestaltet und nicht auf einzelne Berufsgruppen beschränkt. Damit soll allen Lehrabgänger:innen die Möglichkeit gegeben werden, nach ihrem Lehrabschluss wertvolle Auslandserfahrung zu sammeln. Auch finanzielle Hürden wurden beseitigt, die Teilnahme am Projekt ist kostenlos. Ermöglicht wird dies durch die finanzielle Unterstützung von Movetia, der nationalen Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungsbereich sowie das Engagement von Travail.Suisse und seinen Mitgliedsverbänden.
Obwohl die Bekanntmachung des Angebots in diesem Jahr über direkte Kontakte zu einigen Berufsschulen erfolgte und keinerlei Werbung gemacht wurde, war die Nachfrage enorm und die verfügbaren Plätze innert kürzester Zeit vergeben. Das Interesse der Lehrabgänger:innen an einem berufsbezogenen Auslandsaufenthalt scheint gewaltig. Auch die Evaluation der Teilnehmenden spricht für sich: Ausnahmslos alle waren gemäss Evaluation zufrieden oder sehr zufrieden «mit dem Gesamtergebnis ihres Aufenthalts». Wenig überraschend wird Travail.Suisse das Projekt deshalb weiterführen. In einem nächsten Schritt ist eine Ausweitung auf die Romandie, und später allenfalls auch auf die italienische Schweiz geplant. Ebenfalls geplant ist eine Erweiterung der Destinationen. Während für Deutschschweizer Lehrabgänger:innen englischsprachige Länder sehr hoch im Kurs liegen, steht bei Jugendlichen aus der Westschweiz und dem Tessin ein Austausch in einer deutschsprachigen Region ganz oben auf der Prioritätenliste. Eine Anmeldung für die nächste Durchführung von swype im Sommer 2025 wird voraussichtlich ab März möglich sein.
Weitere Infos unter: www.swype.swiss