Travail.Suisse unterstützt die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Behinderungen
Menschen mit Behinderungen haben ein grosses Interesse, in den Arbeitsmarkt integriert zu sein. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, setzt sich seit Jahren dafür ein, dass diese Arbeitsmarktintegration besser gelingt. Neu hilft jetzt die Compasso-Systemlandkarte den Arbeitgebern, sich besser im Prozess der beruflichen Eingliederung Menschen mit Behinderungen zurechtzufinden.
Sowohl die Ausgestaltung der Invalidenversicherung wie auch die von der Schweiz unterzeichnete Behindertenkonvention der UNO unterstützen das Anliegen der Menschen mit Behinderungen, besser in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Travail.Suisse hat mit dem Projekt „Über Gesamtarbeitsverträge die Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt fördern“ einen wichtigen Teil beigetragen. Neu hilft die Compasso-Systemlandkarte den Arbeitgebern, sich im komplexen Dschungel der Sozial- und Privatversicherungen im Umgang mit krankgeschriebenen oder verunfallten Mitarbeitenden besser zurechtzufinden.
Eine wichtige Orientierungshilfe
Travail.Suisse ist als Stimme der Arbeitnehmenden im Beirat der vom Arbeitgeberverband gegründeten Verein Compasso vertreten. Die gemeinsam erarbeitet Compasso-Systemlandkarte erleichtert den Arbeitgebern das Verständnis für das Zusammenspiel verschiedener Systeme in der beruflichen Eingliederung und unterstützt sie, die wichtige berufliche Eingliederung erfolgreich zu betreiben.
Insbesondere bei einer neu auftretenden Beeinträchtigung etwa nach einem Unfall ist rasches und zielgerichtetes Handeln zentral für den weiteren Verlauf und die Erhaltung der Arbeitsmarktfähigkeit. Doch welches sind die richtigen und wichtigen Schritte? Die Compasso-Systemlandkarte beantwortet diese und weitere Fragen. Denn das Erfolgsgeheimnis des gelungenen Arbeitsplatzerhalts, liegt vor allem im Zusammenspiel der betroffenen Arbeitnehmenden, ihren Arbeitgebern und den unterschiedlichen Systempartner/-innen wie etwa den Taggeld- oder Unfallversicherern oder der IV.
Systemlandkarte: 6 häufigste Fallkonstellationen und Prozesse
Die Compasso-Systemlandkarte stellt die sechs häufigsten Prozesse der beruflichen (Wieder-)Eingliederung dar. Mit diesen sechs Cases können die meisten der auftretenden Konstellationen abgedeckt werden. Die Landkarten visualisieren die Schnittstellen zwischen Arbeitgeber und Systempartnern und zeigen die Zusammenhänge transparent auf. Weitere in der Praxis auftretende Fallkonstellationen werden anhand von zusätzlichen Beispielen illustriert.
Eine wichtige Ergänzung bieten die Systemlandkarten durch den Leitfaden zur Zusammenarbeit von IV und Krankentaggeldversicherern. Dieser zeigt auf einen Blick die wichtigsten Zusammenhänge und Aufgaben der zentralen Akteure. Beschrieben werden etwa die jeweiligen Prozessschritte wie Fristigkeiten und zu erwartende Leistungen sowie die gegenseitigen Koordinationsschwerpunkte von Krankentaggeldversicherer und IV.
Gesamtarbeitsvertrag als wichtiges Instrument
Ein weiteres zentrales Instrument, um Probleme im Arbeitsmarkt zu lösen, ist der Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Was kann ein GAV zur Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Behinderungen beitragen? Im Rahmen einer Studie ist Travail.Suisse dieser Frage nachgegangen. Sie zeigt, dass Gesamtarbeitsverträge die Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt auch behindern können. Wenn es etwa in den GAV mit Mindestlöhnen keine Regelungen zur Unterschreitung des Mindestlohnes gibt, verunmöglicht oder erschwert man Menschen mit Behinderungen und eingeschränkter Produktivität den Zugang zum Arbeitsmarkt. Die Sozialpartner mit GAV mit Mindestlöhnen sind daher herausgefordert, Regelungen zur Unterschreitung der Mindestlöhne für Menschen, die behinderungsbedingt nur eingeschränkt produktiv sein können, festzulegen.
GAV können aber selbstverständlich auch die Integration fördern, sei es, indem sie Lohnregelungen bei eingeschränkter Produktivität definieren, klare Bestimmungen im Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz nach Unfall oder Krankheit festlegen, der Diskriminierung aufgrund von körperlicher, geistiger oder psychischer Behinderung den Riegel schieben oder Verfahren der Integration festhalten. Jedoch muss erwähnt werden, dass die Sozialpartner mit dem Instrument des GAV einiges mehr zur Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Behinderungen beitragen könnten. Die nächste Aufgabe muss deshalb sein, die paritätischen Kommissionen für weitergehende Schritte zu sensibilisieren und zu motivieren.
Klar ist: Die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Behinderungen funktioniert nur, wenn viele Akteure Hand in Hand zusammenarbeiten.
Weitere Informationen:
- zur Compasso-Systemlandkarte
- zum Projekt „Über Gesamtarbeitsverträge die Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt fördern“