Voller Einsatz für die Arbeitnehmenden auch im neuen Jahr
Die Pandemie und der Ausbruch des Ukrainekriegs haben auch für die Schweizer Arbeitnehmenden ganz neue Herausforderungen mit sich gebracht. Die Digitalisierung hat einen Schub erfahren, Arbeitsmodelle wie das Homeoffice werden breiter angewendet und die steigenden Energiepreise haben die Teuerung massiv angeheizt. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, wird sich auch im neuen Jahr mit grossem Einsatz und in den verschiedensten Bereichen für die Interessen der Arbeitnehmenden stark machen.
Wir befinden uns zu Beginn eines neuen Jahres mit vielen dynamischen Entwicklungen und anstehenden Herausforderungen. Folgende drei Entwicklungen werden die Arbeitnehmenden in diesem Jahr besonders beschäftigen, Travail.Suisse wird sich deshalb ganz besonders in diesen Bereichen stark machen.
- Die Teuerung drückt auf die Löhne. Travail.Suisse forderte deshalb einen vollen Teuerungsausgleich (vgl. Medienkonferenz vom 19. Dezember), dieser wurde in vielen Branchen aber nicht umgesetzt. Die Arbeitnehmenden sind deshalb in diesem Jahr mit einem Kaufkraftverlust konfrontiert.
- Der Fachkräftemangel spitzt sich zu, in immer mehr Branchen wird händeringend nach Fachkräften gesucht. Die bisherigen Bemühungen, um diesem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind allerdings ungenügend.
- Die Digitalisierung schreitet weiter voran und macht es nötig, dass sich die Arbeitnehmenden neue Fähigkeiten aneignen. Eine verstärkte Förderung von Weiterbildung ist unerlässlich, um diesem Trend zu begegnen.
Travail.Suisse wird sich auch in diesem Jahr für bessere und gerechte Löhne einsetzen – gemeinsam mit unseren Verbänden im Rahmen von Lohnverhandlungen. Noch stärker als in vergangenen Jahren, liegt dieses Jahr ein besonderer Fokus auf der Lohngleichheit. Das revidierte Gleichstellungsgesetz (GlG) verpflichtet Unternehmen mit 100 und mehr Angestellten dazu, eine Lohnanalyse zu machen, um Lohndiskriminierungen festzustellen. Anschliessend müssen die Resultate dieser Analyse revidiert und an die Mitarbeitenden kommuniziert werden. Allerdings sieht das Gesetz keine Kontrollen und keine Sanktionen vor für Unternehmen, die sich nicht an diese Vorgaben halten. Travail.Suisse setzt sich für mehr Transparenz in dieser Sache ein und hat deshalb bereits 2020 die Plattform RESPECT8-3.CH lanciert. Im Juli dieses Jahres endet der erste Zyklus des Gleichstellungsgesetzes und RESPECT8-3.CH tritt in eine neue Phase: Unternehmen, welche die Vorgaben des GlG nicht einhalten, werden öffentlich auf einer Schwarzen Liste genannt.
Um den Fachkräftemangel anzugehen, braucht es gute Arbeitsbedingungen. Aktuell wird im nationalen Parlament das Arbeitsrecht verhandelt und gerät von verschiedenen Seiten unter Druck. Aus Sicht von Travail.Suisse ist es zentral, dass die vorgesehenen Verschlechterungen, wie der Ausbau von Sonntagsarbeit oder der Abbau der Rechte der Arbeitnehmenden bei neu gegründeten Firmen, abgewendet werden. Travail.Suisse wird sich deshalb auch in diesem Jahr mit aller Kraft für ein Arbeitsrecht einsetzen, das die Arbeitnehmenden vor Ausbeutung schützt und gute Arbeitsbedingungen garantiert.
Gleichzeitig braucht es aber auch Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Gerade im Zusammenhang mit der zunehmenden Flexibilisierung der Arbeit hat sich Stress in den letzten Jahren als grösstes Problem der Arbeitswelt manifestiert. Die jährliche Befragung der Arbeitnehmenden «Barometer Gute Arbeit» zeigt das deutlich. Travail.Suisse wird sich dafür einsetzen, dass das Thema Stressbekämpfung weit oben auf der politischen Agenda steht und die Arbeitnehmenden vor Überlastung, Burnout und weiteren gesundheitlichen Schäden von Stress geschützt werden.
Am Ende eines Arbeitslebens steht die wohlverdiente Pensionierung. Aus Sicht von Travail.Suisse ist es zentral, dass wie im Gesetz vorgesehen auch nach der Pensionierung der bisherige Lebensstandard gehalten werden kann und faire Renten bezahlt werden. Die Altersvorsorge wird auch in diesem Jahr heiss diskutiert werden. Einerseits ist das Parlament nach wie vor mit einer Reform der zweiten Säule (BVG) beschäftigt. Allerdings ist der von Travail.Suisse, Gewerkschaftsbund und Arbeitgeberverband erarbeitete ausgewogene Sozialpartnerkompromiss mit den aktuellen Vorschlägen des Nationalrats und des Ständerats arg in Schieflage geraten. Zudem steht mit der sogenannten Renteninitiative eine weitere Vorlage an, die das Rentenalter sukzessive auf 66 Jahre und mehr erhöhen will. Travail.Suisse wird sich auch in diesem Jahr dafür einsetzen, dass die Arbeitnehmenden eine würdige Altersvorsorge erhalten und keine Einbussen bei den Renten hinnehmen müssen.
In Bezug auf die Digitalisierung – und eng damit zusammenhängend auf den Fachkräftemangel – ist Bildung und Weiterbildung ein zentraler Punkt. Travail.Suisse setzt sich dafür ein, dass Arbeitnehmende sich weiterbilden können. Dazu braucht es eine griffige Weiterbildungsoffensive, die Laufbahnberatung und Weiterbildung allen zugänglich macht – auch durch finanzielle Unterstützung durch die Arbeitgebenden. Nur so können wir die Herausforderungen, die die Digitalisierung und weitere Umbrüche auf dem Arbeitsmarkt mit sich bringen, angehen.
Last but not least ist dieses Jahr für Travail.Suisse ein Jubiläumsjahr. Wir feiern unser 20jähriges Bestehen und schauen an unserem Kongress am 9. September auf unsere Geschichte zurück. Aber eben nicht nur – wir haben eine ganze Reihe von wichtigen Zielen, die wir für die Zukunft erreichen wollen. Eine Zukunft, die viele Herausforderungen mit sich bringt und immer wieder auch Überraschungen, wie die letzten Jahre zur Genüge gezeigt haben.
Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der neuen Struktur, unseren gut aufgestellten Verbänden, ihren Mitgliedern und den motivierten Mitarbeitenden, diese Herausforderungen und Überraschungen mit viel Elan angehen werden. Wir freuen uns auf dieses spannende Jahr!