Unausgewogene Homeoffice-Regelung: Gesundheit der Arbeitnehmenden wird zu wenig geschützt

Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats (WAK-N) hat heute einer Neuregelung des Homeoffice zugestimmt. Neben bedenklichen Verlängerungen des Arbeitstages und einer Reduktion der Ruhezeiten, bringt die Vorlage auch Fortschritte, etwa mit der Einführung von klaren Vereinbarungen zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden und der Einführung eines Rechts auf Nichterreichbarkeit. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, erachtet die Vorlage unter dem Strich trotzdem als unausgewogen, da sie dem Gesundheitsschutz der Arbeitnehmenden zu wenig Rechnung trägt.
Die WAK-N hat heute der parlamentarischen Initiative Burkart zur Neuregelung des Homeoffice mit einigen Anpassungen zugestimmt. Sie sieht vor, dass Arbeitnehmende im Homeoffice, zukünftig zwischen 6 Uhr morgens und 23 Uhr abends arbeiten können oder müssen. Heute beträgt dieser Zeitraum nicht 17, sondern 14 Stunden. Zudem soll die tägliche Ruhezeit nicht nur von 11 Stunden auf 9 Stunden reduziert, sondern auch für dringende Tätigkeiten unterbrochen werden können. Ausserdem soll an sechs Sonntagen pro Jahr ebenfalls gearbeitet werden können.
Als Ausgleich will die Kommission ein Recht auf Nichterreichbarkeit einführen, das in entsprechenden Vereinbarungen, die zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden abgeschlossen werden können, konkretisiert werden soll. In diesen Vereinbarungen sollen auch weitere Massnahmen zum Schutz der Gesundheit der Arbeitnehmenden vereinbart werden.
Homeoffice hat sich nach der Pandemie bei vielen Arbeitnehmenden etabliert. Etwa 40% der Arbeitnehmenden arbeiten gelegentlich oder immer im Homeoffice. Neben den positiven Effekten zeigen sich dabei zunehmend auch negative Auswirkungen. Insbesondere das Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben wird von einer deutlichen Mehrheit der Arbeitnehmenden als wesentlicher gesundheitlicher Risikofaktor betrachtet (z.B. CSS Gesundheitsstudie 2024, Barometer Gute Arbeit).
Diese neuen Gesundheitsrisiken müssen daher auch im Arbeitsgesetz besser abgebildet werden. Die Kommission bleibt jedoch unausgewogen. «Mit der Ausdehnung des Zeitraums der Tages- und Abendarbeit auf 17 Stunden, der Reduktion der Ruhezeiten und der Möglichkeit die Ruhezeit zu unterbrechen, werden die gesundheitlichen Risiken für die Arbeitnehmenden weiter erhöht. Dies wird durch das Recht auf Nichterreichbarkeit nicht aufgewogen. Zudem besteht mit dem arbeitsfreien Sonntag bereits heute ein seit Jahrhunderten etabliertes Recht auf Nichterreichbarkeit, das es unbedingt zu erhalten gilt», so Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse.
Die Vorlage der WAK-N bleibt deshalb für Travail.Suisse trotz einiger guter Ansätze unter dem Strich nicht akzeptabel.