Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Arbeitnehmenden
Die Klimaerwärmung macht sich aufgrund von häufigeren Hitzespitzen und längeren Hitzewellen auch am Arbeitsplatz immer stärker bemerkbar. Aus diesem Grund hat Travail.Suisse mit finanzieller Unterstützung der Suva einen Leitfaden veröffentlicht, der auf praktische Weise zusammenfasst, welche Vorsichtsmassnahmen am Arbeitsplatz bei grosser Hitze zu treffen sind. Für Travail.Suisse reichen die bisherigen Massnahmen nicht mehr aus. Deshalb enthält der Leitfaden auch Empfehlungen auf verschiedenen Ebenen, um die bestehenden Präventionsmassnahmen besser umzusetzen, aber auch anzupassen und zu verstärken.
Die globale Erwärmung macht sich immer stärker auch am Arbeitsplatz bemerkbar, und sei es nur durch die immer häufigeren Hitzespitzen und die längere Dauer von Hitzewellen. In jüngster Zeit sind Arbeitnehmende an Hitzschlag gestorben (z. B. in Spanien während der Hitzewelle im Juli 2022). Diese Tragödien könnten sich auch in der Schweiz ereignen, wenn die Prävention und die Massnahmen zur Anpassung der Arbeitsbedingungen an die globale Erwärmung nicht verstärkt werden. Wenn in Zukunft eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und sogar eine Gefährdung der Arbeitnehmenden verhindert werden soll, müssen nach Ansicht von Travail.Suisse die Gesetzgebung angepasst und die Massnahmen zur Umsetzung verstärkt werden. Wie sich in den vergangenen Jahren im Sommer auf einigen Baustellen in der Schweiz gezeigt hat, war das Personal teilweise erheblichen Risiken durch Unternehmen ausgesetzt, welche die vorgesehenen Massnahmen nicht korrekt umgesetzt haben – etwa die Anpassung der Arbeitszeiten und die ausreichende Schulung des Personals in Bezug auf Hitzerisiken.
Ziele des Leitfadens
Der neue Leitfaden von Travail.Suisse enthält folgende Inhalte:
- Überblick über den rechtlichen Rahmen zum Schutz von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz vor der globalen Erwärmung;
- Massnahmen zum Schutz der Arbeitnehmenden vor den Auswirkungen der Erderwärmung;
- Lücken, aber auch Best Practices, im Zusammenhang mit Anpassungen am Arbeitsplatz zum Schutz der Arbeitnehmenden
- Empfehlungen, wie Unternehmen besser vorbeugen und sich an die Auswirkungen der globalen Erwärmung anpassen können.
Travail.Suisse ist überzeugt, dass es im gemeinsamen Interesse der Arbeitgebenden und der Arbeitnehmenden liegt, etwas zu unternehmen. Für erstere geht es um Verantwortung und Produktivität, für letztere um ihre Gesundheit und Sicherheit sowie um ihre Motivation.
Der Leitfaden bietet einen kurzen Überblick über den Zusammenhang zwischen Hitze und Arbeit und enthält Informationen und praktische Ratschläge sowohl für Arbeitgebende als auch für Arbeitnehmende zu den Massnahmen, die bei grosser Hitze zu ergreifen sind, insbesondere wenn die Arbeit im Freien stattfindet. Dazu gehören, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die Anpassung der Arbeitszeiten, die Notwendigkeit längerer Pausen, die Vermeidung von isolierter Arbeit (Überwachung bei Gefahr eines Hitzschlags), die Schulung des Personals, die Berücksichtigung der erforderlichen Akklimatisierungszeit und die Berücksichtigung gefährdeter Personen. Diese Ratschläge und Massnahmen, die bei Hitze am Arbeitsplatz ergriffen werden sollten, stammen hauptsächlich aus den Empfehlungen des Seco für die Arbeit bei Hitze, in Gebäuden oder im Freien und der Suva.
Best Practices und Empfehlungen
In letzter Zeit ist vermehrt ein Bewusstsein entstanden für die Notwendigkeit verstärkter Präventionsmassnahmen. Infolge der jüngsten Hitzewellen und der damit verbundenen erhöhten Risiken für die Gesundheit und Sicherheit des Arbeitnehmenden, die im Freien arbeiten, werden die vom Seco vorgesehenen Massnahmen im Kanton Genf durch eine neue Richtlinie des Office cantonal et de l'inspection du travail du canton de Genève (OCIRT) vom 5. Juni 2023 verstärkt. Die wichtigsten Änderungen sind: Pflicht der Unternehmen, vor dem Sommer einen Aktionsplan zu erstellen, bessere Berücksichtigung der Akklimatisierungsphase an starke Hitze (die ersten sieben Tage), verstärkter Schutz bei schweren und sehr schweren Arbeiten, längere und regelmässigere Erholungspausen. Als gute Praxis kann die Einrichtung eines Fonds für Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmenden (Fonds intempérie/canicules) im Kanton Waadt durch die Gewerkschaften und die Fédération vaudoise des entrepreneurs (FVE) erwähnt werden. Dieser Fonds ermöglicht es den Unternehmen, die Arbeit zwischen 13 und 17 Uhr einzustellen, ohne die Karenztage der Arbeitslosenversicherung in Kauf nehmen zu müssen.
Travail.Suisse identifiziert auf verschiedenen Ebenen Möglichkeiten zur Verbesserung der Prävention und Anpassung an die Klimaerwärmung im Arbeitsumfeld. Deshalb richten sich die Empfehlungen, die einen wichtigen Teil des Leitfadens einnehmen, an verschiedene Ebenen (Politik und Behörden, Arbeitsinspektorate, Sozialpartner, Arbeitgebende und Arbeitnehmende).
Im Folgenden einige Beispiele für Empfehlungen auf diesen verschiedenen Ebenen:
Im Gesetz gibt es keinen Temperaturgrenzwert, der die Arbeitgebenden zum Handeln zwingt. Travail.Suisse empfiehlt, in der Gesetzgebung Empfehlungen oder Normen für sichere Höchsttemperaturen am Arbeitsplatz festzulegen, die von der Branche, der Art der ausgeführten Arbeit und den Kategorien von Arbeitnehmenden, einschliesslich Risikogruppen, abhängig sind. Die Sozialpartner werden aufgefordert, Fragen der globalen Erwärmung im Sinne von Prävention und Anpassung in die Gesamtarbeitsverträge aufzunehmen. Es ist besonders wichtig, das Personal zu diesem Thema zu schulen, vor allem Temporärangestellte sowie Migrantinnen und Migranten, die die lokale Sprache nicht gut beherrschen. In verschiedene Sprachen übersetzte Faltblätter und digitale Anwendungen sollten für das Personal im Sinne der Prävention zugänglich sein. Für den Fall schliesslich, dass ein Arbeitgeber die Empfehlungen der Suva und des Seco vernachlässigt und die Gesundheit und Sicherheit seines Personals gefährdet, sollten die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Recht auf Arbeitsunterbrechung haben.