Hausangestellte wehren sich
Im Projekt «Abriendo Puertas» von Brücke · Le pont, dem Hilfswerk von Travail.Suisse, organisieren sich 350 Hausangestellte aus dem zentralamerikanischen El Salvador gewerkschaftlich. Sie setzen sich gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen für sich und ihre rund 100'000 Berufskolleginnen ein.
Viele Hausangestellte in El Salvador kennen nichts anderes als ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Mit der Pandemie hat sich ihre Situation zusätzlich verschlechtert. Unzählige Frauen haben ihre Arbeit verloren oder werden noch stärker ausgebeutet als zuvor.
El Salvador verhängte bei Ausbruch der Covid-19-Pandemie einen 100-tägigen Lockdown. Niemand durfte ohne ausreichende Begründung aus dem Haus, auch die rund 100'000 Hausangestellten nicht. Sie wurden vor die Wahl gestellt: Entweder für mehrere Monate bei ihren Arbeitgebenden wohnen oder ohne Arbeit und Einkommen zu Hause bleiben. Jene, die am Arbeitsplatz blieben, sahen ihre Familie nicht mehr und arbeiteten unter noch prekäreren Bedingungen als zuvor. Einige mussten bis zu fünf Wochen am Stück ohne Ruhetag arbeiten. Schutzmaterial mussten sie selbst von ihrem Lohn zahlen, der sowieso kaum zum Leben reicht.
Ungenügender rechtlicher Schutz
Hausangestellte sind in El Salvador gesetzlich ungenügend geschützt. Besonders gravierend ist, dass keine maximale Arbeitszeit und kein gesetzlicher Mindestlohn festgelegt sind. Arbeitstage von 15 Stunden sind die Regel und durchschnittlich verdienen die Frauen weniger als 150 Franken pro Monat. Für den Anschluss an die staatliche Sozialversicherung reicht das nicht, dafür wären monatlich 220 Franken nötig. Die meisten Hausangestellten haben somit keinen Zugang zur Krankenversicherung und bekommen keine Altersrente. Der Lohn reicht meist auch nicht, um ihre Familien zu ernähren: Gemäss Statistikamt bräuchte es dafür 180 Franken pro Monat.
Viele Hausangestellte sind zudem gewalttätigen oder sexuellen Übergriffen ausgeliefert. Weil viele Frauen in Armut leben und aufgrund mangelnder Schulbildung keine Alternativen haben, arbeiten sie in der bezahlten Hausarbeit, um sich so zumindest ein kleines Einkommen zu sichern.
Starke und wachsende Gewerkschaft
Um die Situation der Hausangestellten zu verbessern, unterstützt das Travail.Suisse-Hilfswerk Brücke · Le pont mit dem Projekt Abriendo Puertas die 2014 gegründete Hausangestelltengewerkschaft Simuthres. Dort lernen rund 350 Frauen, selbstbewusst aufzutreten und gemeinsam ihre Rechte einzufordern.
Die Hausangestellten sind stolz auf ihre Gewerkschaft und äusserst engagiert. Für viele ist es das erste Engagement dieser Art. Seit 2014 haben sie einen bedeutenden Lernprozess durchlaufen und ihre Gewerkschaft gegen innen und aussen gestärkt. Die Vorstandsmitglieder bilden sich in Kommunikation sowie Projekt- und Konfliktmanagement weiter. Zudem besuchen jährlich 20 Mitglieder Schulungen zu Arbeits- und Frauenrechten und geben danach ihr Wissen an andere Hausangestellte weiter. Die Gewerkschaft kann durch die Aktivitäten ihrer Mitglieder auch jedes Jahr rund 40 Neumitglieder dazu gewinnen.
Würdige Arbeitsplätze dank Ausbildung und Gesetzesänderungen
Als Teil des Projekts schliessen auch jährlich zwanzig Hausangestellte einen Berufskurs bei einer anerkannten Berufsbildungsinstitution ab. Das hilft ihnen, ihre Kompetenzen auszuweisen und einen besseren Lohn einzufordern. Simuthres betreibt zudem eine Stellenbörse, die Hausangestellte mit Arbeitgebenden zusammenbringt, welche würdige Arbeitsbedingungen garantieren.
Mit öffentlichkeitswirksamen Kampagnen sensibilisieren die Hausangestellten die breite Bevölkerung und staatliche Akteure für ihre prekäre Situation. Sie reichten unter anderem eine Petition für einen gesetzlichen Mindestlohn für Hausangestellte ein, welche von einigen namhaften Politikerinnen und Politiker aufgenommen und ins Parlament gebracht wurde. Das Projekt zeichnet sich nicht zuletzt durch seine grosse Breitenwirkung aus, denn vom Einsatz der Gewerkschafterinnen profitieren auch die rund 100'000 anderen Hausangestellten im ganzen Land.
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