IZA-Kürzungen: Das Parlament verrennt sich in Zahlen
Die Wintersession dauert noch an. Doch schon jetzt ist klar: die Internationale Entwicklungszusammenarbeit (IZA) wird geschwächt. Dies gilt es zu akzeptieren. Doch wir möchten daran erinnern, um wen es bei den Kürzungen wirklich geht.
Eigentlich habe ich geplant, einen Text über die parlamentarischen Debatten in der Wintersession rund um die Internationale Entwicklungszusammenarbeit (IZA) zu schreiben. Ein Ding der Unmöglichkeit, musste ich leider feststellen. Zu zerfahren, zu chaotisch, zu planlos reihen sich Voten aneinander.
Kommt die IZA-Strategie für die kommenden vier Jahren in dieser Form wirklich durch? Wie kann diese in Einklang gebracht werden mit dem Budget für das kommende Jahr? Werden bei der IZA 30 Millionen Franken gekürzt, oder doch 250 Millionen Franken? Oder wohl eher ein Betrag dazwischen, irgendein «gutschweizerischer Kompromiss»? Und: Wird der wichtige und richtige Wiederaufbau der Ukraine, wir reden hier von 1.5 Milliarden Franken, tatsächlich auf dem Buckel der Ärmsten finanziert? Viele Fragen, einige Antworten und nach wie vor viel Unklarheit.
«Die Eidgenossenschaft hat keine Politik, sie hat stattdessen ein Budget», schreibt Republik-Co-Chefredaktor Daniel Binswanger zum aktuellen Diskurs im Parlament. Er hat recht. Auch wir finden: Das Parlament verrennt sich in Zahlen. Es verirrt sich in Budgetposten und Excellisten. Dabei verkennt ein Grossteil unserer Legislative, um wen es bei den IZA-Kürzungen wirklich geht: Menschen im Globalen Süden. Es ist an der Zeit, dass man ihnen mehr zuhört. Wie beispielsweise Amivi Atanase, Landarbeiterin und Teilnehmerin des Projekts Mapto von Brücke Le Pont.
«Ich bin Amivi. Als Landarbeiterin bin ich Mitglied der Kooperative Presa, nehme jetzt schon seit Längerem am Projekt Mapto teil. Die Arbeit auf dem Feld gefällt mir gut! Und nicht nur das: Sie tut mir auch gut. Ich merke, wie ich viele neue Sachen lerne und ich dadurch besser in meiner Arbeit werde. Ich spüre auch, wie ich durch das Projekt mein Selbstvertrauen immer mehr stärke. Das ist ein tolles Gefühl, vor allem auch, weil meine Arbeitskolleg*innen und ich uns auch in dieser Hinsicht gegenseitig unterstützen. So werden wir alle selbstbewusster.
Das ist auch wichtig, denn die Landarbeit ist mit einigen Herausforderungen verbunden. Zunächst ist die Arbeit auf dem Feld sehr hart. Für die Zukunft wünsche ich mir deshalb, dass wir mehr Geräte anschaffen, welche uns die Arbeit erleichtern. Gerade jetzt würde uns das sehr helfen – wir haben so viel zu tun!
Zudem ist es auch nicht immer einfach, mit den Vorurteilen aus der Gesellschaft umzugehen, die Landarbeit hat in Togo keinen guten Ruf. Allerdings bin ich deswegen nicht entmutigt. Vielmehr möchte ich dazu beitragen, dass wir als das erkannt werden, was wir sind: Menschen, die einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und Ernährungssicherheit leisten.
Mein Leben hat sich seit Mapto merklich verbessert. Und auch jenes meiner beiden Töchter, sie heissen Julienne und Estelle. Julienne ist zwölf Jahre alt, Estelle acht. Es ist schön, hilft mir das grösser gewordene Einkommen, die anfallenden Kosten für die Schule zu bezahlen. Ich kann meinen Töchtern am Morgen nun auch ein Frühstück zubereiten. Estelle und Julienne lieben es übrigens, in die Schule zu gehen! Das hat auch einen Grund: Wenn sie gross sind, möchten meine Töchter die erste Präsidentin Togos werden.
Aber nicht nur die beiden haben sich Ziele in den Kopf gesetzt. Auch ich möchte mich weiterentwickeln, habe Ambitionen. Ich will mich wirtschaftlich weiterbilden, sodass ich in der Kooperative im Handel tätig sein kann, im Einkauf und Verkauf. Zudem liegt mir etwas anderes am Herzen: Ich möchte Schritt für Schritt darauf hinarbeiten, dass wir Landarbeiter*innen in der Gesellschaft bald mehr Anerkennung geniessen.»
→ Mehr Infos zum Projekt: www.bruecke-lepont.ch/mapto