Jede Stimme zählt für ein kräftiges Ja zum Vaterschaftsurlaub!
Die zwei grossen Abstimmungsumfragen im Auftrag von Tamedia und SRF/gfs bestätigen die breite Unterstützung für den Vaterschaftsurlaub. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, führt die nationale Kampagne zum Vaterschaftsurlaub. Das breite, zivilgesellschaftliche Komitee mit über 200 Organisationen, Parteien von links bis rechts und vielen Freiwilligen wirbt bis zur Abstimmung für ein kräftiges Ja.
Gemäss der gfs-Umfrage vom vergangenen Freitag sind 63 Prozent der Befragten für zwei Wochen Vaterschaftsurlaub und 35 Prozent dagegen. Nur 2 Prozent sind noch unentschieden. Die wenige Tage ältere Umfrage von Tamedia zeigte mit 66 Prozent Befürworter/-innen ein ähnliches Resultat. Die Resultate sind nicht überraschend. Dank der Volksinitiative für vier Wochen Vaterschaftsurlaub wurde in den vergangenen vier Jahren viel über Vereinbarkeit diskutiert. Die Umfrageautor/-innen kommen denn auch zum Fazit, dass ein „breiter gesellschaftlicher Konsens in der Frage des Vaterschaftsurlaub“ festzustellen sei. Interessant ist, dass sich die Gegnerschaft je nach Sprachregionen sehr unterschiedlich verteilt: In der Deutschschweiz sind 41 Prozent der Befragten dagegen, in der französischsprachigen 20 und in der italienischsprachigen Schweiz 25 Prozent. Umgekehrt zeigt dies, dass der Vaterschaftsurlaub eine grosse Unterstützung in der Westschweiz und im Tessin geniesst.
Vaterschaftsurlaub: Ein Plus für die KMU
Travail.Suisse als nationale Sozialpartnerdachorganisation kann auf die Unterstützung praktisch aller anderen Arbeitnehmendenorganisationen setzen. Der Blick auf die Arbeitgeberseite zeigt auch hier einen sprachregionalen Unterschied. Während der Arbeitgeberverband Stimmfreigabe beschloss und der Gewerbeverband die Vorlage ablehnt (obwohl der aktuelle und der designierte Präsident zustimmen), unterstützen die Arbeitgeberverbände aus dem Tessin (AITI) und der Westschweiz (Fédération des entreprises romandes (FER) und Centre patronal) die zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Von den Arbeitgeberverbänden aus den Branchen spricht sich sogar der Baumeisterverband für die Vorlage aus. Die Arbeitgeber kennen die Bedürfnisse der Mitarbeiter und wissen, dass die heutigen Väter präsente Väter sind, die ihre Verantwortung wahrnehmen wollen und deshalb einen Vaterschaftsurlaub unterstützen.
Viele Unternehmen gewähren heute schon einen grosszügigeren Vaterschaftsurlaub als den einen Tag gemäss Obligationenrecht. In vielen Gesamtarbeitsverträgen konnten Lösungen für ganze Branchen zwischen den Sozialpartnern ausgehandelt werden. Das Problem: Nur rund die Hälfte der Arbeitnehmenden untersteht einem Gesamtarbeitsvertrag und nicht in jedem wird ein Vaterschaftsurlaub vereinbart. Eine Analyse von Travail.Suisse zeigt, dass die Hälfte der GAV weiterhin nur einen Tag vorsehen. Heute sind es eher die grösseren Unternehmen, die einen Vaterschaftsurlaub gewähren und sich so einen Wettbewerbsvorteil kaufen können. Es soll aber jeder Arbeitnehmer unabhängig von seinem Arbeitgeber Gewähr haben, dass er nach der Geburt seines Kindes Zeit mit seiner Familie verbringen kann. Deshalb braucht es eine nationale, gesetzliche Lösung. Die Schweiz braucht dafür keine neue Sozialversicherung. Mit der Erwerbsersatzordnung kann auf eine bewährte Lösung gesetzt werden, wie für den Lohnersatz bei Militärdienst und Mutterschaftsurlaub.
Vaterschaftsurlaub: Ein Plus für die ganze Familie
Die Frauen benötigen nach der Geburt die Unterstützung. Jede dritte Geburt ist ein Kaiserschnitt, andere haben Dammrisse und müssen sich sonst körperlich erholen. Dazu kommt der Hormonabfall, der zu Stimmungsschwankungen führen kann und vielfach auch Geschwisterkinder, die ebenfalls umsorgt werden wollen. Familien- und Paarexpertinnen und -experten bestätigen, dass in dieser Zeit die Präsenz des Partners sehr wertvoll ist, für stabilere Familienstrukturen sorgt und am Ende sogar Kosten gespart werden können (indirekte Nutzen eines Vaterschaftsurlaubs).
Aus den Umfragen wird auch die Unterstützung des Vaterschaftsurlaubs gemäss Parteizugehörigkeit ersichtlich. Zum Beispiel sagen 57 Prozent der FDP-Basis Ja zum Vaterschaftsurlaub. Dieses Resultat deckt sich mit der Zustimmung der FDP-Fraktion im Nationalrat mit 25 zu 8 Stimmen. Im Kontrast dazu entschied letzten Samstag die Delegiertenversammlung der FDP die Nein-Parole, zwar nur mit einer Stimme Differenz. Aber offenbar sind die FDP-Delegierten nicht ganz repräsentativ für ihre Basis. Immerhin haben die FDP Frauen und mehrere Kantonalparteien die Ja-Parole gefasst. Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird bis in die FDP gefordert.
Das heutige Gesetz, das Müttern 14 Wochen und Vätern einen Tag zugesteht, hat längst nichts mehr mit der Realität zu tun. Nur mit einem kräftigen Ja zum Vaterschaftsurlaub am 27. September erhalten auch Väter die nötige Zeit, sich väterliche Kompetenzen anzueignen und eine Beziehung zum Baby aufzubauen. Wie wichtig dies für die spätere Entwicklung ist, zeigt die Forschung.
Die Argumente für den Vaterschaftsurlaub sind stark, jetzt ist zentral, dass alle Befürworter/-innen am 27. September ihre Stimme abgeben. In allen Regionen der Schweiz sind regionale Komitees und Freiwillige aktiv und verteilen Flyer, organisieren Standaktionen, schreiben Postkarten, veranstalten Podiumsdiskussionen und hängen Plakate und Fahnen auf. Gemeinsam mit der breiten, zivilgesellschaftlichen Allianz wird es gelingen, dass die Schweiz endlich einen kleinen Schritt in der Familienpolitik macht.