Ja zum Vaterschaftsurlaub – für die Gesundheit der Mütter
Die Aufenthaltsdauer im Spital nach der Geburt hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verkürzt. Heute beträgt sie bei einer Spontangeburt noch etwa drei Tage. Diese Verkürzung führt dazu, dass das familiäre, soziale und medizinische Umfeld im Wochenbett entscheidend ist für die körperliche und emotionale Erholung der Frau. Der flexibel beziehbare Vaterschaftsurlaub kann dazu einen entscheidenden Beitrag leisten, wie Studien zeigen.
Wenn Väter nach der Geburt in der Familie präsent sind, verbessert dies die Gesundheit der Mütter. Dies zeigen verschiedene Studien. Bereits ein kurzer, flexibel beziehbarer Vaterschaftsurlaub führt dazu, dass sich der allgemeine Gesundheitszustand von Müttern verbessert und ihr Medikamentenkonsum abnimmt. Das ist ein wichtiges Argument für ein Ja zum 2-wöchigen Vaterschaftsurlaub am 27. September 2020.
Kurzer Spitalaufenthalt erfordert gutes Umfeld zu Hause
Der Spitalaufenthalt von Müttern nach der Geburt hat sich nicht erst seit der Einführung der Fallpauschale deutlich verkürzt. Waren es vor 40 Jahren bei einer Geburt ohne Komplikationen noch häufig 10 Tage, so beträgt der Spitalaufenthalt heute 2-3 Tage. Die gesundheitliche Erholung der Mutter erfolgt deshalb heute zu Hause. Entscheidend dafür, ob dies gelingt, ist die Unterstützung durch eine Hebamme, die ambulante medizinische Versorgung und ihr soziales Umfeld, häufig in erster Linie den Vater.
Der Vater hat heute allerdings von Gesetzes wegen gerade einmal Anspruch auf einen freien Tag nach der Geburt. Durch die Verkürzung des Spitalaufenthalts der Mutter hat sich deshalb eine Lücke bei der Versorgung geöffnet. Denn obwohl man die gesundheitliche Versorgung im Spital aus Kostengründen zurückgefahren hat, wurde die dadurch zu Hause anfallende Betreuungsaufgabe nie dem Vater übertragen. Die Wochenbett-Faustregel „eine Woche im Bett, eine Woche am Bett und eine Woche um das Bett“ wird bei einem freien Tag für den Vater in vielen Fällen zu einem schönen Wunsch - mit entsprechend negativen Folgen auf die Gesundheit der Frau.
Klare Studienergebnisse – ist der Partner da, sind Mütter gesünder
Bereits im Jahr 2013 hielt eine Studie aus Grossbritannien fest, dass die Präsenz von Vätern für die Gesundheit von Müttern mitentscheidend ist. So weisen Mütter mit präsenten Partnern nach der Geburt eine deutlich bessere allgemeine gesundheitliche Verfassung und weniger körperliche Schmerzen auf. Frauen, deren Partner keinen Urlaub nehmen konnten, wiesen hingegen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit auf, nach der Geburt an einer Depression zu erkranken.
Ähnliche Ergebnisse zeigt eine Studie aus Schweden aus dem Jahr 2019. Schweden hat bereits 1974 den Mutterschaftsurlaub durch eine Elternzeit ersetzt. Sie beträgt heute 16 Monate, wobei Väter und Mütter diese Zeit beliebig aufteilen können bis das Kind 12 Jahre alt ist. Erst seit 2012 kann allerdings eine längere Zeit davon – 30 Tage – von Mutter und Vater gemeinsam bezogen werden. Die Studie untersucht deshalb unter anderem, wie sich die Gesundheit der Mütter durch die Ausdehnung der gemeinsamen Zeit verbessert hat.
Die Studienergebnisse sind auch für die Abstimmung über den Vaterschaftsurlaub interessant. Zwar haben die schwedischen Väter die gemeinsame Zeit nach der Geburt nur um wenige Tage verlängert. Trotzdem ist die Wirkung auf die Gesundheit der Mütter eindeutig. Sie haben weniger gesundheitliche Komplikationen nach der Geburt (-14%) und müssen dementsprechend weniger zum Arzt. Sie erhalten weniger Antibiotika verschrieben (-11%) und der Konsum von verschreibungspflichtigen Psychopharmaka zur Bekämpfung von Angstzuständen wurde deutlich reduziert (-26%).
Interessant ist die Studie mit Blick auf die Abstimmung vor allem aus zwei Gründen: Erstens zeigt sie, dass bereits eine geringfügig längere Präsenz der Väter bei ihren Partnerinnen nach der Geburt die Gesundheit positiv beeinflusst. Zweitens verdeutlicht sie, dass ein flexibler Bezug sehr bedeutend sein kann, da dadurch der Partner die frisch gebackene Mutter im richtigen Moment unterstützen kann. Dies unter Umständen mit einer entscheidenden Wirkung auf ihre Gesundheit. Auch die schweizerische Minimallösung für den Vaterschaftsurlaub sieht die Möglichkeit eines solchen flexiblen, tageweisen Bezugs in den ersten sechs Monaten nach der Geburt vor.
Fazit: Vaterschaftsurlaub sichert die soziale Gesundheitsversorgung nach der Geburt
Eine Geburt bringt enorme gesundheitliche Strapazen mit sich. Frauen müssen sich deshalb erholen und dabei gut versorgt werden. Die gesundheitliche Versorgung im Spital wurde in den vergangenen Jahren stetig reduziert. Die Folgen davon konnten im medizinischen Bereich teilweise durch die Arbeit von Hebammen aufgefangen werden. Die soziale Versorgung, die den Müttern eine körperliche und emotionale Erholung ermöglicht, wurde dabei ignoriert. Der Vaterschaftsurlaub kann helfen, diese Lücke, die sich durch die Sparmassnahmen im Gesundheitswesen geöffnet hat, zu schliessen und damit die Gesundheit der Frauen zu verbessern. Deshalb ist am 27. September jedes Ja zum Vaterschaftsurlaub in erster Linie ein Ja für die Gesundheit der Mütter.