71 Prozent Vaterschaftsurlaubs-Ja auch am 27. September!
Furios startete die Kampagne für den Vaterschaftsurlaub: Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass 71 Prozent der Stimmberechtigten am 27. September Ja zu zwei Wochen Vaterschaftsurlaub sagen wollen. Dass bereits über 5‘000 Materialbestellungen seit dem Vätertag eingegangen sind, zeigt die grosse Unterstützung durch die Zivilgesellschaft. Die Zeit ist reif für den Vaterschaftsurlaub. Damit möglichst viele Stimmberechtigte überzeugt und vor allem mobilisiert werden können, organisiert Travail.Suisse eine breite, überparteiliche Kampagne in allen Landesteilen.
Ende Mai befragte das Meinungsforschungsinstitut Link im Auftrag von Travail.Suisse eine repräsentative Auswahl Stimmberechtigte über ihre Meinung zum Vaterschaftsurlaub. Trotz der Corona-Erfahrungen – oder gerade deswegen – sind die Resultate klar: 71 Prozent sprechen sich für bzw. eher für einen Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen aus. Unabhängig davon, wie man die Resultate analysiert - bei allen soziodemografischen Merkmalen ist eine deutliche Mehrheit festzustellen. Das ist sehr erfreulich. Gleichzeitig darf man sich nicht in falscher Sicherheit wähnen. Die Nein-Kampagne ist noch nicht gestartet. Bis zum 27. September dauert es noch drei Monate – vor etwas mehr als drei Monaten startete die Corona-Krise in der Schweiz. Es kann also noch viel passieren.
Die Ja-Kampagne rückt die bescheidene, pragmatische und gut schweizerische Lösung ins Zentrum. Nach über zehn Jahren politischer Auseinandersetzung hat das Parlament auf Druck der Vaterschaftsurlaubs-Initiative den zwei Wochen den Weg geebnet. Es ist ein erster, aber ein wichtiger Schritt. Würde die Vorlage an der Urne scheitern, wäre das Thema Vaterschaftsurlaub für Jahre bis Jahrzehnte vom Tisch. Wer jetzt die Corona-Krise als Argument gegen die Vorlage bringt, argumentiert also sehr kurzfristig. Es darf davon ausgegangen werden, dass wir die aktuell wirtschaftliche düstere Situation 2021 bereits überwunden haben. Die Volksabstimmung hat aber für Väter, Mütter und Familien in den kommenden Jahrzehnten eine zentrale Bedeutung. Die Frage lautet also: Gibt es ab 2021 in der Schweiz einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub oder sollen die Väter nach einem einzigen gesetzlich garantierten freien Tag wieder zur Arbeit gehen?
In den kommenden Monaten müssen die Argumente für den bescheidenen Vaterschaftsurlaub immer wieder erwähnt werden. Nach einer Geburt brauchen Mütter zwingend Zeit, um sich zu erholen. Noch vor einigen Jahren fand dies in den Spitälern statt. Mit Einführung der Fallpauschale wurde diese Zeit aber massiv beschränkt, nach kurzer Zeit müssen Mutter und Kind das Spital verlassen. Sie erholen sich heute zu Hause. Das hat auch Vorteile, sie brauchen aber zwingend Unterstützung - sei es für die Betreuung von Geschwisterkindern, für Einkäufe oder Haushaltsarbeiten. Dazu kommt, dass die heutigen Väter diese Unterstützung gerne selber bieten möchten. Väter haben heute ein anderes Rollenverständnis als noch vor einigen Jahren oder Jahrzehnten. Das zeigen die Zahlen des Bundesamtes für Statistik: Väter übernehmen jedes Jahr mehr von der unbezahlten Arbeit zu Hause. Für sie ist klar, dass sie ihre Babies pflegen, trösten oder ihnen die Windeln wechseln wollen – auch nachts. Mit einem Ja zum Vaterschaftsurlaub erhalten sie endlich die benötigte Zeit dafür. Zeit, die es braucht, um sich väterliche Kompetenzen anzueignen.
Ein wichtiges Argument für ein Ja zum Vaterschaftsurlaub am 27. September ist, dass endlich alle Väter einen Vaterschaftsurlaub erhalten – also auch Selbstständige oder Väter in prekären Arbeitsverhältnissen. Nicht alle können von einem Gesamtarbeitsvertrag profitieren mit einem mehrwöchigen Vaterschaftsurlaub, nicht alle können unbezahlten Urlaub beziehen, nicht alle können wählen, wann sie ihre Ferien beziehen. In der Schweiz muss klar geregelt sein: Wer Vater wird, kann zwei Wochen Vaterschaftsurlaub nehmen, egal in welchem Arbeitsverhältnis und bei welchem Arbeitgeber man arbeitet. AHV erhalten auch alle, weil sie alle brauchen. Mit der Lösung, dass der Vaterschaftsurlaub in zehn einzelnen Arbeitstagen innerhalb eines halben Jahres nach Geburt des Kindes bezogen werden kann, bietet die Vorlage jede Flexibilität, welche die Familien, aber auch die Unternehmen brauchen.
Corona hat gezeigt: Die Familie ist in Krisenzeiten noch zentraler. Familie ist heute eine partnerschaftliche Aufgabe. Ein Vaterschaftsurlaub trägt zu einem positiven Start ins Familienleben bei, fördert die Gleichstellung von Frau und Mann und bildet so das Fundament einer krisenresistenten Gesellschaft. Das hilft auch den KMU. Die Schweiz ist ein KMU-Land. Und zwei Wochen Vaterschaftsurlaub sind eine KMU-Lösung. Der Gegenvorschlag des Parlaments ermöglicht es auch kleinen und mittleren Unternehmen, einen Vaterschaftsurlaub einzuführen. Damit können sie ihren Arbeitnehmenden bessere Arbeitsbedingungen bieten, denn nicht jedes KMU kann sich heute einen Vaterschaftsurlaub leisten. Mit der gesetzlichen Lösung wird dieser ungerechtfertigte Wettbewerbsvorteil der Grossunternehmen beseitigt – das schafft gleich lange Spiesse für alle. Die KMU zahlen dann jährlich von ihrer Lohnsumme einen kleinen Beitrag von 0,025 Lohnprozent in die EO-Kasse. Das ist eine klassische, solidarische Versicherungslösung wie es die Schweiz für den Erwerbsersatz für die Dienstpflichtige oder für Mütter kennt.
Lassen wir in den kommenden Monaten die Argumente sprechen. Es geht um zwei Wochen Vaterschaftsurlaub, nicht um mehr und nicht um weniger. Die Schweiz ist reif dafür.
PS: Ist Ihre Organisation auf www.vaterschaftsurlaub.ch noch nicht als unterstützende Organisation aufgeführt oder wollen Sie eine Fahne zum Aufhängen an Ihrem Balkon bestellen? Melden Sie sich!