Lohngleichheit: Zeit der Ausreden endgültig vorbei
Bis spätestens heute müssen sämtliche Unternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitenden eine Überprüfung der Lohngleichheit durchgeführt haben – dies verlangt das revidierte Gleichstellungsgesetz. Damit ist die Zeit der Ausreden endgültig vorbei. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, hat mit RESPECT8-3.CH eine Plattform geschaffen, auf der Unternehmen ihre Gesetzeskonformität öffentlich zeigen können.
Vor exakt einem Jahr ist das revidierte Gleichstellungsgesetz (GlG) in Kraft getreten. Damit sind Unternehmen mit mindestens 100 Mitarbeitenden gesetzlich verpflichtet, innerhalb eines Jahres eine Analyse zur Überprüfung der Lohngleichheit durchzuführen – diese Frist ist heute abgelaufen.
Keine Transparenz, keine Sanktionen
Das revidierte GlG ist ein wichtiger Schritt in Richtung Lohngleichheit, hat aber diverse Schwachstellen. Eine der grössten ist die fehlende Transparenz. «Die Ergebnisse der Lohnanalyse müssen nirgends gemeldet werden, somit besteht keinerlei Transparenz. Niemand weiss, wie viele Unternehmen die Analyse tatsächlich durchgeführt haben. Auch Kontrollen oder Sanktionen fehlen im Gesetz gänzlich», bemängelt Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse. Weiter ist der Geltungsbereich ab 100 Mitarbeitenden viel zu hoch, sind damit doch lediglich 0,9 Prozent der Schweizer Unternehmen und eine Minderheit der Arbeitnehmenden von den Gesetzesbestimmungen betroffen. Immerhin hat Travail.Suisse erfreut zur Kenntnis genommen, dass das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau (EBG) vor einigen Tagen ein zusätzliches Analysetool (Logib – Modul2) lanciert hat, das eine Lohnanalyse bereits ab zwei Mitarbeitenden ermöglicht. Damit ist die Zeit der Ausreden für die Unternehmen definitiv vorbei – die Grösseren sind von Gesetzes wegen dazu verpflichtet, die Kleineren können dank dem erweiterten Logib nun auch ganz einfach eine Überprüfung vornehmen.
Mit RESPECT8-3.CH gegen die Schwachstellen des Gesetzes
Unter www.RESPECT8-3.ch haben Travail.Suisse und seine Verbände Syna, transfair, OCST, SCIV und Hotel&Gastro Union eine Plattform geschaffen, um die Schwachstellen des Gesetzes zu schliessen. Nach einer durchgeführten Analyse können sich Unternehmen auf der Plattform registrieren und werden auf einer weissen Liste publiziert. So wird Transparenz geschaffen und die Unternehmen können ihr Bewusstsein für Lohngleichheit öffentlich sichtbar machen. Eine grosse Zahl von Unternehmen ist bereits auf der Plattform präsent, auch etliche mit weniger als 100 Mitarbeitenden. «Diese Unternehmen helfen mit, als Vorbilder die Wirksamkeit des Gesetzes zu erhöhen und das Tempo bei der Erreichung der Lohngleichheit zu beschleunigen. Für Unternehmen, die sich gesetzeskonform verhalten, gibt es keinen Grund, sich nicht auf www.RESPECT8-3.ch zu registrieren», sagt Fischer. Travail.Suisse fordert alle Unternehmen auf, die Überprüfung der Lohngleichheit vorzunehmen und dies auf der Plattform RESPECT8-3.CH transparent zu machen
RESPECT8-3.CH verstärkt das Gleichstellungsgesetz
44.1 Prozent der Lohnungleichheit sind nicht erklärbar. Das sind 7,7 Milliarden Franken jährlich, die Frauen ohne Erklärung nicht auf ihrem Lohnkonto haben. Um dies zu beheben, gilt seit dem 1. Juli 2020 das revidierte Gleichstellungsgesetz. Es verpflichtet Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden ihre Lohnstruktur zu analysieren, sie einer Revision zu unterziehen und den Mitarbeitenden zu kommunizieren. Das tönt gut, da aber weder Kontrollen noch Sanktionen vorgesehen sind, wird das Gesetz als zahnloser Papiertiger in die Geschichte eingehen. RESPECT8-3.CH, die Plattform gegen Lohndiskriminierung von Travail.Suisse und seinen Verbänden, füllt diese Lücke. Auf der Plattform können sich Unternehmen registrieren, die die Lohngleichheit ernst nehmen. Auch Unternehmen mit 50 bis 99 Mitarbeitenden können sich registrieren und so ihren Einsatz gegen die Lohndiskriminierung auch ohne gesetzliche Pflicht zeigen. In einem ersten Schritt hebt eine weisse Liste die Best Practices hervor, zukünftig wird die Plattform mit einer schwarzen Liste ergänzt. Sie führt die Unternehmen auf, die sich nicht an die Vorgaben der GlG-Revision halten.