Ständerat will keine Lohngleichheit
Der Ständerat will keine echte Transparenz bei der Überprüfung der Lohngleichheit. Er hat es heute verpasst, dem zahnlosen Gleichstellungsgesetz etwas mehr Effizienz und der Gleichstellung wichtigen Antrieb zu verleihen. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, ist tief enttäuscht von diesem Entscheid– umso wichtiger bleibt nun das gewerkschaftliche Engagement für die Lohngleichheit. Mit RESPECT8-3.CH hat Travail.Suisse eine Plattform für jene Unternehmen geschaffen, die der Lohngleichheit Schub verleihen wollen.
Das revidierte Gleichstellungsgesetz verpflichtet Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden, bis zum 30. Juni dieses Jahres eine Lohnanalyse durchzuführen, um die Lohngleichheit zu überprüfen. Dies betrifft gerade mal 0.9 Prozent der Schweizer Unternehmen.
Analyse für wenige, Sanktionen für niemanden
Leider sieht das revidierte Gesetz weder Kontrollen vor, ob die Analyse durchgeführt wurde, noch Sanktionen für die Missachtung der Gesetzesbestimmungen. «Im Strassenverkehr käme auch niemand auf die Idee, Geschwindigkeitsbegrenzungen nur über Appelle und ohne Radarkontrollen durchzusetzen. So bleibt das Gleichstellungsgesetz trotz seiner Wichtigkeit leider ein zahnloser Tiger», sagt Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik und Projektleiter RESPECT8-3.CH bei Travail.Suisse.
Mit der parlamentarischen Initiative «Lohngleichheit. Übermittlung der Analyseergebnisse an den Bund» (20.400) wäre immerhin die Übermittlung der Lohnanalysen an den Bund und damit die Evaluation der Wirksamkeit der Massnahmen sichergestellt worden. Während sich der Nationalrat noch dafür ausgesprochen hat, konnte sich der Ständerat heute nicht einmal zu diesem Schritt durchringen. Für Travail.Suisse ist klar, dass damit eine grosse Chance für die reale Lohngleichheit verpasst wurde und dass das gewerkschaftliche Engagement verstärkt werden muss. Für Travail.Suisse ist es schlicht inakzeptabel, dass 40 Jahre nach der Verankerung der Lohngleichheit in der Bundesverfassung eine Lohndiskriminierung von 7,7 Milliarden Franken pro Jahr Realität ist.
RESPECT8-3.CH fördert die Lohngleichheit
Mit www.RESPECT8-3.ch haben Travail.Suisse und seine Verbände Syna, transfair, OCST, SCIV und Hotel&Gastro Union eine Plattform geschaffen, auf der sich alle Unternehmen registrieren können, die eine Lohnanalyse durchgeführt haben. So können sie ihr Bewusstsein für Lohngleichheit öffentlich sichtbar machen. Eine grosse Zahl von Unternehmen ist bereits auf der Plattform präsent, etliche gar, ohne vom Gesetz überhaupt zu einer Lohnanalyse verpflichtet zu sein. «Obwohl die Politik einmal mehr viel zu zögerlich ist, machen etliche Unternehmen selbständig vorwärts bei der Lohngleichheit. RESPECT8-3.CH bietet ihnen dafür die perfekte Plattform», sagt Fischer.
Travail.Suisse appelliert einerseits an alle Unternehmen, sich auf www.RESPECT8-3.ch zu registrieren und fordert andererseits die Politik auf, auf dem Weg zu einer echten Gleichstellung nicht immer auf halber Strecke stehen zu bleiben.
RESPECT8-3.CH verstärkt das Gleichstellungsgesetz
44.1 Prozent der Lohnungleichheit sind nicht erklärbar. Das sind 7,7 Milliarden Franken jährlich, die Frauen ohne Erklärung nicht auf ihrem Lohnkonto haben. Um dies zu beheben, gilt seit dem 1. Juli 2020 das revidierte Gleichstellungsgesetz. Es verpflichtet Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden ihre Lohnstruktur zu analysieren, sie einer Revision zu unterziehen und den Mitarbeitenden zu kommunizieren. Das tönt gut, da aber weder Kontrollen noch Sanktionen vorgesehen sind, wird das Gesetz als zahnloser Papiertiger in die Geschichte eingehen. RESPECT8-3.CH, die Plattform gegen Lohndiskriminierung von Travail.Suisse und seinen Verbänden, füllt diese Lücke. Auf der Plattform können sich Unternehmen registrieren, die die Lohngleichheit ernst nehmen. Auch Unternehmen mit 50 bis 99 Mitarbeitenden können sich registrieren und so ihren Einsatz gegen die Lohndiskriminierung auch ohne gesetzliche Pflicht zeigen. In einem ersten Schritt hebt eine weisse Liste die Best Practices hervor, zukünftig wird die Plattform mit einer schwarzen Liste ergänzt. Sie führt die Unternehmen auf, die sich nicht an die Vorgaben der GlG-Revision halten.