Lohndiskriminierung wird immer grösser!
Die Lohndiskriminierung wächst und wächst: Der nicht erklärbare Anteil der Lohnunterschiede zwischen Männer und Frauen hat weiter zugenommen. Das zeigt die Lohnstrukturerhebung 2018 des Bundesamts für Statistik (BFS). Im Durchschnitt beträgt dieser Anteil 45,4% und ist damit zweieinhalb Punkte höher als 2016. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, schlägt Alarm: Das Parlament muss sofort eine glaubwürdige Revision des Gleichstellungsgesetzes in Angriff nehmen, um diejenigen zu bestrafen, die Frauen schamlos diskriminieren. Denn dieses Geld fehlt den Frauen, es fehlt aber auch in der AHV und in den Pensionskassenguthaben der Frauen.
Das Jahr 2021 begann mit einem Jubiläum: dem fünfzigsten Jahrestag des Stimm- und Wahlrechts der Frauen. Das Jahr geht mit einer bitteren Note weiter: Frauen verdienen immer noch weniger als Männer und für fast die Hälfte dieser Unterschiede gibt es keine andere Erklärung als das Geschlecht. Die heute veröffentlichten Ergebnisse der zweijährlichen Analyse des Bundesamtes für Statistik auf Basis der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung (LSE) sind schockierend. Sie zeigen, dass 45.4% des Lohnunterschieds zwischen Frauen und Männern weder auf Alter, Bildungsniveau, Dienstalter noch auf die Position oder Branche zurückzuführen sind. „Damit bleibt nur noch die Geschlechtsvariable übrig, die diesen immer grösser werdenden Unterschied erklärt,“ sagt Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellung bei Travail.Suisse. Diesen Unterschied nennen ExpertInnen Lohndiskriminierung.
Für Travail.Suisse tut Handeln dringend not. Lohndiskriminierung aufgrund des Geschlechts ist illegal und verfassungswidrig und dauert schon viel zu lange an. Und ausserdem nimmt sie von Analyse zu Analyse zu. Borioli Sandoz: „Die jüngste Revision des Gleichstellungsgesetzes, die Unternehmen mit 100 oder mehr Angestellten zwar dazu verpflichtet, eine Lohngleichheitsanalyse durchzuführen, aber keine Kontrollen oder Sanktionen vorsieht, wird die Situation sicher nicht verbessern.“ Vor allem, weil die nicht erklärbaren Unterschiede häufiger in kleinen und mittleren Unternehmen gemessen werden (57,5 % in Unternehmen mit weniger als 20 Arbeitsplätzen) als in grossen Unternehmen (31,5 % in solchen mit mindestens 1000 Arbeitsplätzen).
Das Parlament muss sich wieder an die Arbeit machen und zeigen, dass es die Lohndiskriminierung entschlossen bekämpfen will. Borioli Sandoz: "Die durchschnittlich 684 Franken, die Frauen jeden Monat ohne sachlichen Grund auf ihrer Lohnabrechnung fehlen, fehlen auch bei den Sozialversicherungsbeiträgen. Allein in der AHV fehlen mindestens 825 Millionen Franken. Und: "Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Ohne Lohndiskriminierung finanzieren Frauen ihren Ruhestand mit 64 Jahren selber, da auch Ausgleichsmassnahmen für die Übergangsgeneration nicht notwendig sind.“