Herr Hasler, Sie bezichtigen in Ihrem Interview mit dem Tages-Anzeiger vom 29. Oktober 2004 die Frauen- und Arbeitnehmenden-Organisationen der Untätigkeit im Bereich Familie und Arbeit.. Sie ignorieren damit alle konkreten Bestrebungen von dieser Seite und lenken von den eigenen schwammigen Positionsbezügen ab. Und wann, Herr Hasler, wird die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ endlich eine Angelegenheit der Männer?
Die Frauenorganisationen und die Gewerkschaften haben ihre Forderungen bezüglich Vereinbarkeit von Familie und Beruf schon längst gestellt. Und sie haben auch einiges erreicht. Es sind mehr Teilzeitstellen geschaffen worden. Die Erwerbsquote der Frauen mit Familie hat sich massiv erhöht. Die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern sind zwar noch immer erschreckend, aber auch hier werden dank der Gewerkschaften Fortschritte erzielt.
Herr Hasler, der Arbeitgeberverband kann gemäss Ihren Aussagen nur Empfehlungen abgeben. Bei der Abstimmung über den Erwerbsersatz bei Mutterschaft hat es nicht einmal dazu gereicht. Der Arbeitgeberverband hat zu diesem zentralen Anliegen in der Sache keine Position bezogen!
Werden wir konkret! Travail.Suisse hat sich in der Sache des Erwerbsersatzes klar positioniert und sich an der JA-Kampagne beteiligt. Ebenso setzte sich Travail.Suisse für die Anschubfinanzierung für mehr Krippenplätze auf Bundesebene ein. Travail.Suisse leistet Kampagnenarbeit mit „infoMutterschaft“. Angeboten wird das, was eigentlich Sache der Arbeit-geber wäre: Informationen für erwerbstätige Frauen bezüglich ihrer Rechte am Arbeitsplatz während Schwangerschaft und Mutterschaft. Bereits 2001 hat Travail.Suisse die Initiative „Für faire Kinderzulagen!“ lanciert. Endlich sollen alle Kinder in der Schweiz eine angemes-sene Zulage erhalten.
Und jetzt sollte der nächste Schritt in der Debatte um die „Familienfreundlichkeit“ eingeläutet werden. Es sind heute auch die Väter, Männer, Arbeitnehmer gefragt: mehr Teilzeitarbeit für Männer, mehr Engagement in der Familien- und Hausarbeit! Travail.Suisse hat sich im Rahmen des Projekts HalloPa! für diese Ziele eingesetzt. Das Echo bei den Arbeitgebern war „grundsätzlich positiv“, zu Taten bewegen liessen sich leider nur wenige.