Travail.Suisse, die unabhängige Dachorganisation der Arbeitnehmenden, unterstützt die parlamentarische Initiative des Tessiner CVP-Nationalrats Marco Romano, die verlangt, dass Eltern bei der Adoption eines unter 4-jährigen Kindes Anspruch auf einen Adoptionsurlaub von 12 Wochen erhalten. Die Initiative wird morgen in der parlamentarischen Kommission des Nationalrats beraten.
Die Mitglieder der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit SGK des Nationalrats haben heute ein Schreiben von Travail.Suisse erhalten, das sie auffordert, der parlamentarischen Initiative von CVP-Nationalrat Marco Romano zuzustimmen.
Die Adoption soll nicht mehr länger das Stiefkind der schweizerischen Familienpolitik bleiben. Eine Adoption ist eine wunderbar grosszügige Geste, die gefördert oder zumindest nicht behindert werden soll. Die Aufnahme eines adoptierten Kindes – das gezwungenermassen entwurzelt ist – braucht Zeit. Die ersten Wochen sind entscheidend, um der neuen Familie einen guten Start zu ermöglichen und das für ein Kind unverzichtbare Vertrauensklima zu schaffen. Bisher hatte bei einer Adoption jedoch keiner der beiden Elternteile Anspruch auf eine Bezahlung der Zeit, die für diese Eingewöhnung erforderlich ist, mit Ausnahme jener Personen, die bei einem grosszügigen Arbeitgeber angestellt sind.
Der mit der parlamentarischen Initiative vorgeschlagene Adoptionsurlaub erfüllt den Anspruch der Gleichberechtigung, da Vater und Mutter den 12-wöchigen, durch die Erwerbsersatzordnung (EO) bezahlten Urlaub frei unter sich aufteilen können.
Die morgen in der SGK des Nationalrats diskutierte Massnahme würde nur geringe Mehrkosten verursachen: Die Versicherung müsste für die rund hundert ausserfamiliären Adoptionen von unter 4-jährigen Kindern pro Jahr lediglich eine Million Franken an Zusatzkosten übernehmen.
Die Schweiz hat genügend Mittel, um diese familienpolitische Lücke zu schliessen. Die EO ist finanziell gesund, ihr Kapital wächst stetig. Ausserdem macht die Schweiz im internationalen Vergleich keine gute Figur: Sie investiert lediglich 1,3 Prozent des Bruttoinlandprodukts in Familien, während der Durchschnitt der OECD-Länder bei 2,2 Prozent liegt. Unser Land könnte jährlich 4,5 Milliarden Franken mehr investieren, wenn es sich diesem Wert anpassen würde, und damit sowohl den Adoptionsurlaub als auch weitere Elternurlaube finanzieren.
Für weitere Informationen:
Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellungspolitik, 079 598 06 37