Travail.Suisse begrüsst, dass der Bundesrat unter Einbezug der NGO ein nationales Programm zur Armutsbekämpfung erarbeiten will. Es ist richtig, dass der Bund in Zusammenarbeit mit den Kantonen und Sozialpartnern auf die Bildung setzt. Travail.Suisse fordert dies schon lange. Gleichzeitig muss der Bund nun aber auch seinen eigenen Handlungsspielraum besser ausschöpfen und mit höheren Familienzulagen gegen die Armutsgefährdung bei Familien vorgehen. Die heutigen Zulagen werden den hohen Kinderkosten nicht gerecht. Travail.Suisse fordert deshalb eine Erhöhung der Kinderzulagen auf 350 Franken und der Ausbildungszulagen auf 500 Franken pro Kind.
Bundesrat Berset hat anlässlich des runden Tisches ein nationales Programm zur Armutsbekämpfung angekündigt. Travail.Suisse begrüsst die Stossrichtung des Programms, welches nun unter Einbezug der NGO konkretisiert werden muss.
Hohe Kinderkosten als Armutsrisiko
Der Bund verweist heute auf die geltende Kompetenzordnung und sieht für sich nur beschränkten Handlungsspielraum zur Armutsbekämpfung. Umso wichtiger ist für Travail.Suisse, dass der Bund den vorhandenen Spielraum konsequent ausschöpft. Die Familienzulagen gehören zu den Sozialversicherungsleistungen und sind deshalb Bundessache. Hauptgrund dafür, dass für viele Familien Kinder zum Armutsrisiko werden, sind die hohen direkten und indirekten Kinderkosten. Gemäss Bundesamt für Statistik betragen die direkten zusätzlichen Kosten für 2 Kinder gut 1300 Franken pro Monat. Dazu kommt der Wegfall von Einkommen wegen der Aufgabe oder Reduktion der Erwerbstätigkeit der Eltern (indirekte Kinderkosten). Das macht gemäss BFS nochmals rund 1‘400 Franken aus. Gerade bei Familien, welche in Branchen mit einem tiefen Lohn arbeiten, steigt so die Armutsgefährdung rasant.
Familienarmut mit höheren Familienzulagen gezielt angehen
Dank der Travail.Suisse Initiative „Für faire Kinderzulagen!“ und dem Grundsatz „ein Kind, eine Zulage“ gelten heute für alle Eltern und Kinder gesamtschweizerisch minimale Ansätze für Kinder- und Ausbildungszulagen. Die heutigen Ansätze von 200 Franken für Kinderzulagen bzw. 250 Franken für Ausbildungszulagen reichen aber bei weitem nicht aus, um die hohen Kosten und Lohnausfälle auch nur annähernd auszugleichen. Travail.Suisse fordert deshalb eine deutliche Erhöhung der Zulagen. Minimal sollen die Kinderzulagen 350 Franken und die Ausbildungszulagen 500 Franken pro Kind und Monat betragen.
Konsequent auf Bildung setzen
Travail.Suisse fordert seit längerem eine Offensive in der Nachholbildung für Erwachsene. Mit dem nationalen Programm zur Armutsbekämpfung scheint der Bund den Ball aufzunehmen und dem nachträglichen Berufsabschluss für Erwachsene eine höheres Gewicht zu geben. Travail.Suisse ist erfreut über diesen Schritt. Nun braucht es ein klares Commitment, klar definierte Ziele und ein Monitoring in diesem Bereich. Travail.Suisse wird sich weiter für die Nachholbildung stark machen. Das nächste Mal bereits anlässlich der Lehrstellenkonferenz vom kommenden Freitag.