In der Schweiz ist die absolute Armutsquote auf 3.5 Prozent gesunken. Die relative Armutgefährungsquote bleibt im europäischen Vergleich mit 7.7 Prozent aber verhältnismässig hoch. Es zeigt sich einmal mehr, dass Erwerbstätige ohne Berufsabschluss, Alleinerziehende und Familien überdurchschnittlich von Armut betroffen sind. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband von 170’000 Arbeitnehmenden, fordert eine Nachholbildungsoffensive und eine substanzielle Erhöhung der Kinderzulagen.
In der Schweiz ist die absolute Armutsquote zwischen 2008 und 2010 zurückgegangen. Das ist positiv, aber kein Grund euphorisch zu werden. Denn es leben immer noch 3.5 Prozent aller erwerbstätigen Einzelpersonen und Familien mit zwei Kindern unter 14 Jahren unter der Armutsgrenze von bescheidenen 2’250 respektive 4’000 Franken. Die relative Armutgefährungsquote der Erwerbstätigen liegt bei 7.7 Prozent und ist vergleichsweise hoch. Im internationalen Vergleich wird die Schweiz nur noch von süd- und osteuropäischen Staaten übertroffen.
Risikogruppe Arbeitnehmende ohne Berufsabschluss, Alleinerziehende und Familien
Stark armutsgefährdet sind mit 15 Prozent einmal mehr die Erwerbstätigen ohne nachobligatorische Schulbildung. Sie haben am meisten unter befristeten Anstellungen und prekären Arbeitsverhältnissen zu leiden. Auch die erwerbstätigen Alleinerziehenden und Familien weisen mit 25,7 Prozent respektive 14,4 Prozent eine markant hohe Armutsgefährdung auf. Kinder sind nach wie vor ein Armutsfaktor.
Nachholbildung ermöglichen und Kinderzulagen erhöhen
Das Ziel muss sein, die Armut und die Armutsgefährdung in der Schweiz weiter zu senken. Für Travail.Suisse, den unabhängigen Dachverband von 170’000 Arbeitnehmenden, müssen dazu mehrere Massnahmen umgesetzt werden:
Erstens braucht es eine Nachholbildungsoffensive für Erwerbstätige ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss. Für Travail.Suisse ist ein Ziel von 3000 jährlichen Berufsabschlüssen bzw. 30‘000 Abschlüssen in 10 Jahren angemessen. Mit einem Abschluss kann der betroffene Erwerbstätige seine Qualifikationen und damit die Aussicht auf einen besseren Lohn oder beispielsweise auf ein unbefristetes Arbeitsverhältnis verbessern. Zweitens müssen die Kinderzulagen für die Familien auf 350 Franken pro Kind resp. 500 Franken pro Kind in Ausbildung erhöht werden, damit Kinder für erwerbstätige Eltern nicht eine Armutsfalle bleiben.