Travail.Suisse ist enttäuscht über den Entscheid des Bundesrats zur Senkung des Mindestzinssatzes. Die Dachorganisation der Arbeitnehmenden anerkennt, dass der heutige Zinssatz auf Grund der aktuellen Entwicklungen als zu hoch angesehen werden kann. Eine Senkung von 2.75 auf 2 Prozent ist aber übertrieben in Anbetracht dessen, dass der Bundesrat in den vergangenen guten Jahren den Mindestzinssatz nur mit grösster Zurückhaltung erhöht hat.
Travail.Suisse zeigt ein gewisses Verständnis, für eine Anpassung des BVG-Mindestzinssatzes auf Grund der aktuellen Situation der Finanzmärkte. Allerdings sind im Umgang mit einem derartig wichtigen Parameter der Altersvorsorge Überreaktionen zu vermeiden. Wegen dem Zinseszinseffekt hat der Mindestzins für die Versicherten eine grosse Bedeutung. Wenn der Bundesrat nun in einem Jahr, in welchem gesetzlich keine Überprüfung des Mindestzinssatzes vorgeschrieben ist, eine massive Senkung vornimmt, führt dies zu Verunsicherung bei vielen Arbeitnehmenden.
Bundesrat: Zurückhaltung in guten Jahren, massive Senkung in schlechten Jahren
In den vergangenen Jahren hat der Bundesrat bei der Erhöhung des Mindestzinssatzes jeweils grosse Zurückhaltung gezeigt. Aus den Konsultationsunterlagen der Jahre 2004 bis 2007 geht klar hervor, dass der Mindestzins jeweils einviertel bis dreiviertel Prozent höher hätte festgelegt werden können, als vom Bundesrat vorgenommen. Insbesondere in den Jahren 2005 und 2006 war der Mindestzins mit 2.5 Prozent deutlich zu tief festgesetzt. Damit hat der Bundesrat den Vorsorgeeinrichtungen erlaubt, Reserven für schlechtere Zeiten aufzubauen.
Travail.Suisse beurteilt deshalb die erfolgte Senkung des Mindestzinssatzes auf 2 Prozent als zu massiv und erwartet vom Bundesrat, dass er künftig in guten Jahren den Mindestzinssatz ebenso schnell und massiv erhöht, wie er ihn nun gesenkt hat. Es geht nicht an, den BVG-Mindestzinssatz nur bei Senkungen anzupassen. Wird der Mindestzins auf Dauer zu tief angesetzt, verliert die 2. Säule ihre Attraktivität und damit ihren politischen Rückhalt in der Bevölkerung.