Grosse Hürden für die Teilnahme an Weiterbildung
Neueste Zahlen zeigen, dass sich rund die Hälfte der Arbeitnehmenden nicht weiterbildet. Jede und jeder Dritte davon würde dies zwar gerne tun, scheitert aber an den zu grossen finanziellen und zeitlichen Hürden. Für Travail.Suisse ist klar, dass es von Seiten der Arbeitgebenden und der öffentlichen Hand mehr Unterstützung für die Weiterbildung braucht – im Interesse der Arbeitnehmenden aber auch zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.
Das Bundesamt für Statistik (BfS) hat heute neuste Ergebnisse zur Teilnahme an Weiterbildungen präsentiert. Obwohl beständige Aus- und Weiterbildung und das lebenslange Lernen allgemein als wichtige Bausteine für eine erfolgreiche und nachhaltige Arbeitsmarktfähigkeit angesehen werden, hat knapp die Hälfte der Arbeitnehmenden in den letzten zwölf Monaten an keiner Weiterbildung teilgenommen – beinahe ein Drittel gar seit fünf Jahren nicht mehr. Für Travail.Suisse, den unabhängigen Dachverband der Arbeitnehmenden, ist klar, dass die Arbeitnehmenden mit grossen zeitlichen und finanziellen Hürden konfrontiert sind, wenn es um die Teilnahme an Weiterbildung geht. Es braucht deutlich mehr Unterstützung und Förderung von Seiten der Arbeitgebenden und der öffentlichen Hand, sowie teilweise auch mehr Bereitschaft der Arbeitnehmenden – eine eigentliche Weiterbildungsoffensive wäre angezeigt.
Finanzielle und zeitliche Hürden
Die heute publizierten Ergebnisse stammen aus dem Jahr 2021, folglich wird auch noch die Covid-Pandemie als Hinderungsgrund der Teilnahme angeführt. Bei Personen, die sich eigentlich weiterbilden möchten, dies aber nicht tun, sind vor allem die hohen Kosten ein Hinderungsgrund. Bei Personen ohne Weiterbildungswunsch dominieren persönliche, familiäre und gesundheitliche Gründe. Diese Gründe decken sich mit den Ergebnissen des Barometer Gute Arbeit aus dem Jahr 2019 (und damit vor der Covid-Pandemie). Jede:r dritte Arbeitnehmende ohne Weiterbildungsaktivität gibt demnach die fehlende Unterstützung durch die Arbeitgebenden und jede:r vierte entweder zeitliche oder finanzielle Gründe an. «Gerade bei grösseren Weiterbildungen müssen oft die Arbeitspensen reduziert werden – solche Einkommensausfälle können oder wollen sich viele Arbeitnehmende nicht leisten. Es fehlt an Unterstützung für die Arbeitnehmenden bei diesen indirekten Bildungskosten», bemängelt Gabriel Fischer, Leiter Bildungspolitik bei Travail.Suisse.
Klare Benachteiligung einzelner Gruppen
Die Ergebnisse des BfS machen deutlich, dass insbesondere drei Gruppen der Weiterbildung fernbleiben. Erstens, die Geringqualifizierten ganz allgemein. Zweitens, Arbeitnehmende mit Migrationshintergrund, insbesondere der ersten Generation. Drittens, Menschen mit Behinderung. «Gerade Menschen mit Beeinträchtigungen sind nochmals mit zusätzlichen Schwierigkeiten konfrontiert, wie nicht zuletzt die UN-Behindertenrechtskonvention festgehalten hat – eine systematische Korrektur aller Hürden und Herausforderungen wird als Staatsaufgabe zu wenig ernst genommen», kritisiert Fischer weiter.