Um die Gelder, die der Bund für die Ärzteausbildung in Aussicht stellt, bewirbt sich auch die Universität Fribourg. Mit ihrem neuen Masterstudiengang will sie helfen, den Hausärztemangel zu vermindern.
100 Millionen Franken will der Bund investieren, um neue Studienplätze für angehende Ärztinnen und Ärzte zu schaffen. Doch wenn die zusätzlichen Mediziner sich dereinst grösstenteils für die Schönheitschirurgie oder andere beliebte Spezialgebiete entscheiden, ist das Ziel verfehlt. Gebraucht werden vor allem mehr Hausärztinnen und Hausärzte und Psychiaterinnen und Psychiater.
Genau hier setzt die Universität Fribourg an. Ab 2019 will sie am Kantonsspital Fribourg 40 Master-Studienplätze mit einer Vertiefung in der Hausarztmedizin schaffen. Wie an der gesamten Hochschule wird der Unterricht teilweise auf Deutsch und teilweise auf Französisch stattfinden. Derzeit bietet Fribourg einen Bachelorstudiengang in Medizin mit rund 100 Plätzen an. „Wir wollen einen Beitrag leisten, um den Hausärztemangel zu lindern“, sagt Jean-Pierre Siggen, Erziehungsdirektor des Kantons Fribourg. Als Kanton mit einem Nicht-Universitätsspital sei dies zudem eine sinnvolle Nische.
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Doch wie will die Universität angehende Ärztinnen und Ärzte für die Grundversorgung gewinnen angesichts der Tatsache, dass die Bedingungen im Vergleich mit den Spezialgebieten nicht besonders attraktiv sind? Einerseits werde man im Masterstudiengang eng mit praktizierenden Hausärztinnen und Hausärzten zusammenarbeiten, erklärt Siggen. Die Generalisten sollen als Professoren und Dozenten eingebunden werden; weiter will man Studierenden Praktika in Hausarztpraxen vermitteln. Anderseits soll im neu geschaffenen Institut die Forschung vorangetrieben werden und der Hausarztmedizin zu höherem Ansehen verhelfen. „In vielen anderen Ländern hat sich gezeigt, dass solche Massnahmen bei den Studierenden das Interesse für die Hausarztmedizin wecken können“, sagt der Regierungsrat.
Dennoch: Die Spezialisierung auf ein Fachgebiet erfolgt erst nach dem Studium, in den Assistenz-Jahren. Bei der Konzentration auf die Hausarztmedizin handle es sich lediglich um eine Orientierung, betont Siggen. Im Prinzip stehen den Absolventinnen und Absolventen auch nach dem Studium noch sämtliche Fachrichtungen offen.
Rektorenkonferenz koordiniert Projekte
Gemäss einer Machbarkeitsstudie wäre der Studiengang mit einer Anschubfinanzierung von rund 3,5 Millionen Franken zu realisieren. Dazu kommen die Kosten für ein neues Unterrichtsgebäude am Kantonsspital Fribourg sowie jährliche Ausgaben von rund 6,5 Millionen Franken. Diesen Herbst soll das Kantonsparlament über die ausgereiften Pläne und die Finanzierung befinden.
Um einen Beitrag vom Bund zu erhalten, muss die Universität aber ihre Pläne bereits vorher bei der Rektorenkonferenz Swissuniversities deponieren. Diese wird die eingegangenen Projekte bündeln und diesen Sommer beim Bund einen koordinierten Vorschlag einreichen. Für die 100 Millionen Franken, die das Nationale Parlament voraussichtlich im Herbst genehmigen wird, haben bereits diverse Bewerber Interesse angemeldet. So zum Beispiel die beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne sowie die Universitäten Luzern, St. Gallen und Lugano. Trotzdem fürchtet der Kanton Fribourg die Konkurrenz vonseiten der grossen Player nicht: „Wir sind überzeugt, dass wir gute Chancen, haben, weil sich unser Angebot mit den Bedürfnissen der Bevölkerung deckt“, gibt sich Jean-Pierre Siggen zuversichtlich.