Im Rahmen der Organisation swissuniversities arbeiten Hochschulen verschiedenen Typs schon heute zusammen. In der Rektorenkonferenz wollen sie gemeinsame Interessen wahrnehmen, aber auch Differenzen austragen, sagt Martine Rahier, Rektorin der Universität Neuenburg und Präsidentin des Vereins swissuniversities.
Bis anhin tagten die Leitungen der drei Hochschultypen separat. Nächstes Jahr werden sämtliche Rektoren der Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen erstmals in ihrer neuen Rolle an einem Tisch sitzen. Wie können die verschiedenen Kulturen und Organisationsformen zusammengeführt werden?
Martine Rahier: Ganz neu ist die Zusammenarbeit nicht. Bereits seit 2005 treffen sich die Präsidien der drei Konferenzen regelmässig. Diese Aufgabe wird nun vom Vorstand von swissuniversities übernommen. Die drei Organisationen funktionieren unterschiedlich, haben aber auch viele gemeinsame Interessen. So zum Beispiel eine solide Finanzierung sowie internationale Anerkennung. Durch ihre verschiedenen Ausrichtungen ergänzen sich die drei Hochschultypen gegenseitig. Und auch innerhalb der einzelnen Typen gibt es grosse Unterschiede. Das macht eine Stärke des Schweizer Bildungs- und Forschungsplatzes aus.
Wie kann gewährleistet werden, dass die Andersartigkeit der verschiedenen Hochschultypen erhalten bleibt?
Eine nähere Zusammenarbeit bedeutet nicht, dass alle Hochschulen gleich werden. Im Gegenteil, der Austausch ist ja insbesondere dann von Interesse, wenn das Gegenüber etwas mitbringt, was man selber nicht hat. Diese Unterschiedlichkeit möchten wir weiter erhalten, sie entspricht einem klaren politischen Willen. Im Weiteren wird es innerhalb der Rektorenkonferenz separate Kammern für jeden der drei Typen geben. Sie werden eine gewisse Autonomie geniessen für die Behandlung von Themen, die nur sie betreffen.
Ein Auftrag der neuen Rektorenkonferenz ist die Kooperation zwischen den Hochschulen. Gibt es hierzu bereits Ideen?
Schon heute lehren einige Dozenten an mehreren Hochschulen, zum Teil auch unterschiedlichen Typs. Diese Synergien könnten sich künftig noch verstärken. Man kann die Zusammenarbeit aber nicht von oben herab anordnen. Doch ich bin überzeugt: Je mehr sich die Vertreter der Institutionen treffen und kennen, desto mehr Synergien entstehen. Dafür bietet die neue Organisation beste Voraussetzungen.
In welchen Bereichen sind Meinungsverschiedenheiten wahrscheinlich?
Meinungsverschiedenheiten sind das Salz des Lebens.
Können Sie etwas konkreter werden? Wie stellen sich zum Beispiel die universitären Hochschulen zum Anliegen der Fachhochschulen, die Durchlässigkeit zwischen den Hochschultypen zu verbessern sowie Dokotoratsprogramme nach dem FH-Abschluss aufzubauen?
Auch hier laufen die Diskussionen schon lange. Es ist unser gemeinsames Ziel, dass die Studierenden eine Ausbildung und entsprechende Übergänge finden, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Wie das genau erreicht wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Denn die Ausbildungsgänge und Passerellen entwickeln sich laufend.
Welches sind die dringlichsten Traktanden, die im kommenden Jahr zuerst diskutiert werden müssen?
Es gibt zahlreiche Herausforderungen, die anstehen, aber am dringlichsten ist im Moment die volle und barrierefreie Teilnahme von Schweizer Forschenden und Studierenden an den Europäischen Rahmenprogrammen. Bei diesem Thema sind vor allem die Politiker gefragt. Aber wir Rektoren liefern wichtige Informationen für die Verhandlungen mit der EU.