Spitzentreffen Berufsbildung: Wie kann die Berufsbildung gestärkt werden?
Es besteht breiter politischer Konsens, dass die Berufsbildung für die Integration der Jugendlichen in den Arbeitsmarkt und damit für die Versorgung der Wirtschaft mit Fachkräften äusserst wertvoll ist – wie die Berufsbildung gestärkt werden kann, hingegen schon weniger. Am heutigen Spitzentreffen Berufsbildung war die Attraktivität der Berufsbildung ein Schwerpunkt. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, hat dazu klare Vorstellungen, die er heute mit den übrigen Mitgliedern der Verbundpartnerschaft geteilt hat.
Mit dem Spitzentreffen Berufsbildung lädt der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung seit 2014 jährlich Vertreterinnen und Vertreter der Verbundpartner (Arbeitnehmende, Arbeitgebende, Kantone und Bund) ein, um über aktuelle Fragen und Herausforderungen zu diskutieren. Das diesjährige Spitzentreffen Berufsbildung fand heute Vormittag unter der Leitung von Bundesrat Guy Parmelin statt. Ein Schwerpunkt war dabei die Attraktivität der Berufsbildung. «Die Frage der Attraktivität der Berufsbildung ist sehr relevant, schliesslich haben in den letzten Jahren die Gymnasien stark zugelegt – die Berufsbildung droht etwas aus dem Blickfeld zu geraten», sagt Adrian Wüthrich, Präsident von Travail.Suisse. Dabei bietet die Berufsbildung hervorragende Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten und hilft, die negativen Folgen der sozialen Selektivität im Bildungssystem zu mindern. Zudem sind 20 Jahre nach Inkrafttreten des Berufsbildungsgesetzes und mit dem Abschluss der letzten Massnahmen aus der Strategie «Berufsbildung 2030» neue Ansätze für die Weiterentwicklung des Berufsbildungssystems nötig, um weiterhin topausgebildete Fachkräfte zur Verfügung zu haben.
Qualität der Lehre verbessern
Die Lehre findet typischerweise an den drei Lernorten Lehrbetrieb, Berufsschule und überbetriebliche Kurse statt. Während bei der Berufsschule vor allem die Flexibilisierung und Modernisierung der Angebote im Vordergrund steht, steht bei den Berufsbildenden in den Betrieben aus Sicht von Jeunesse.Suisse, der Jugendkommission von Travail.Suisse, die Optimierung der Qualität im Vordergrund. «Nur mit einer guten Ausbildung und der Anerkennung ihrer Tätigkeiten können die Berufsbildenden ihre wichtige Funktion ausüben und die Jugendlichen unterstützen und nicht zuletzt vor psychosozialen Risiken schützen», hält Rebecca Schatt von Jeunesse.Suisse fest. «Eine deutliche Verlängerung des bisher 5-tägigen Berufsbildner:innen-Kurses, regelmässige Wiederholungskurse und bessere Rahmenbedingungen in den Betrieben wären notwendig», führt Rebecca Schatt weiter aus.
Für Travail.Suisse ist zudem klar, dass eine Verbesserung der Rahmenbedingungen wie beispielsweise eine Erhöhung der Anzahl Ferienwochen während der Lehre und die Möglichkeit, parallel zur Lehre eine Berufsmaturität absolvieren zu können, wesentlich zur Attraktivität der Berufsbildung beitragen könnten.
Bessere Koordination zwischen Berufsbildung und Hochschulen
Das Schweizer Bildungssystem ist weltweit anerkannt. Die Parallelität von beruflicher Grundbildung und höherer Berufsbildung sowie Gymnasien und Hochschulen mit ermöglichter Durchlässigkeit ist hier der zentrale Punkt. Dennoch sind die Steuerung und Governance sehr stark getrennt und kaum koordiniert. «Wenn der autonome Hochschulbereich im Eigeninteresse und ohne Koordination mit der Berufsbildung Entscheide fällt, droht ein Schaden für die Berufsbildung – sehr gut sichtbar in der Konkurrenz der Abschlüsse der höheren Berufsbildung mit den CAS/DAS/MAS-Weiterbildungsangeboten der Hochschulen», führt Gabriel Fischer, Leiter Bildungspolitik bei Travail.Suisse, aus. Für Travail.Suisse ist klar, dass nur eine bessere Koordination im Bildungssystem verhindern kann, dass die Bemühungen zum Erhalt der Berufsbildung durch einseitige Entscheide untergraben werden.