Am Kongress 2011 hat Travail.Suisse Forderungen im Bildungsbereich ausformuliert, die unserer Bildungspolitik für die nächsten Jahre die Richtung weisen sollen. Sie stehen unter dem Titel „Zugang zur Bildung öffnen statt schliessen!“.
Hinter dem Titel „Zugang zur Bildung öffnen statt schliessen!“
verbergen sich verschiedene Anliegen:
Erstens: Damit wir das Leben in unserer komplizierten Gesellschaft und Wirtschaft selbständig und verantwortlich bewältigen können, braucht es Bildung, mehr Bildung, mehr gute Bildung für alle.
Zweitens: Angesichts der demografischen Entwicklung wird uns zunehmend bewusst: Wir müssen das vorhandene Potenzial an Arbeitskräften voll ausnützen. Daher muss es uns gelingen, allen, insbesondere aber auch den Kindern und Jugendlichen, den Zugang zur Bildung weit zu öffnen und durch unsere Politik zu vermitteln: Wir brauchen euch! Wir brauchen dich! Das gelingt uns aber nur mit einem Bildungssystem, dessen Zugänge offen und nicht durch verschiedenste Hürden versperrt sind.
Zur Volksschule
In der Volksschule ist vor allem darauf zu achten, dass die Begabungen aller Kinder gefördert und Kinder mit Schwierigkeiten schon früh unterstützt werden. Dazu braucht es integrative Schulmodelle, die alle Kinder ernst nehmen, so wie das mit Harmos vorgesehen ist, und nicht selektive Schulmodelle, die vor allem in die Starken investieren. Zudem ist der sprachlichen Frühförderung bei Kindern besondere Beachtung zu schenken. Und, was ebenso wichtig ist: Die Elternbildung ist stärker zu fördern, damit die Eltern die Aufgabe und die Verpflichtung, ihre Kinder schulisch zu begleiten, besser wahrnehmen können.
Zur Berufsbildung
Das schweizerische Erfolgsmodell der Berufsbildung ist zu stärken. Mit Sorgfalt ist die Berufsbildung regelmässig den neu entstehenden Bedürfnissen anzupassen. Dazu braucht es kluge Reformen. Bei diesen Reformen darf der Kern der Berufsbildung, sprich ihr Praxisbezug und die Arbeitsmarktnähe, nicht verloren gehen.
Ein besonderes Anliegen von Travail.Suisse ist es, dass die Berufslehre der wichtigste Weg der Jugendlichen in den Arbeitsmarkt bleibt. Dazu braucht es verschiedenste Anstrengungen: erstens genügend gute Lehrstellen, zweitens eine hohe Attraktivität der Berufslehre auch für starke Jugendliche, drittens angepasste Angebote für vorwiegend praktisch begabte Jugendliche und viertens eine diskriminierungsfreie Lehrstellenvergabe.
Zur Höheren Berufsbildung
Ein besonderes Anliegen von Travail.Suisse ist die Höhere Berufsbildung. In den nächsten vier Jahren müssen hier grosse Reformen erfolgen. Dieser wichtige Teil der Höheren Bildung muss im nationalen und internationalen Kontext besser und klarer positioniert werden. Die Studierenden der Höheren Berufsbildung sollen für ihre Studiengänge nicht mehr bezahlen müssen als Studierende an Hochschulen.
Zur Nachholbildung
Fehlende Bildung ist der wichtigste Grund für Arbeitslosigkeit. Daher muss die Nachholbildung zu einem Schwerpunkt der Bildungspolitik der nächsten Jahre werden. Es muss für Erwachsene einfacher möglich werden, die Grundkompetenzen in Lesen, Schreiben, Rechnen und im Umgang mit Informationstechnologien zu erwerben. Zudem sollen die Hürden abgebaut werden, die es den Erwachsenen heute so schwer machen, eine Ausbildung in Angriff zu nehmen, die zu einem Lehrabschluss führt. So muss zum Beispiel bei der Sozialhilfe und der Arbeitslosenversicherung die Ausbildung von Personen ohne Lehrabschluss Vorrang haben vor der Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Ferner verlangt Travail.Suisse mehr Verantwortung der Arbeitgeber beim Anstellen von Migrantinnen und Migranten. Die Arbeitgebenden müssen verpflichtet werden, ihren Angestellten den Erwerb einer Landessprache zu ermöglichen.
Zum Weiterbildungsbereich
Heute ist der Weiterbildungsbereich so organisiert, dass Weiterbildung die soziale Schere in unserer Gesellschaft öffnet statt schliesst. Denn niedrig qualifizierte Arbeitnehmende haben zu wenige Ressourcen (Zeit, Geld, Eigenmotivation), um sich weiterzubilden, und werden kaum unterstützt. Es sind vor allem die gut qualifizierten Männer, die in den Genuss von Weiterbildungsmassnahmen kommen. Hier braucht es dringend einen Ausgleich. Travail.Suisse fordert deshalb drei Tage obligatorische Weiterbildung für alle, finanziert von den Arbeitgebern. Weiterbildung für alle ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Notwendigkeit.
Bildung muss allen zugänglich sein, über alle Lebensphasen hinweg. Das ist das Grundanliegen von Travail.Suisse.