Für jede Person, die in der Schweiz ohne Ausbildung bleibt, fallen für die öffentliche Hand jährlich durchschnittlich rund 10’000 Franken Kosten an. Das Hauptergebnis einer von Travail.Suisse in Auftrag gegebenen Studie zeigt: Öffentliche Investitionen in die Ausbildung von Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen lohnen sich. Travail.Suisse fordert deshalb, dass die öffentliche Hand Ausbildung stärker als Investition denkt und auch Erwachsenen leichter eine Erstausbildung ermöglicht. In den Sozialversicherungen und der Sozialhilfe soll gelten: Ausbildung vor Integration.
Wird einer Person ohne Ausbildung ermöglicht, einen Ausbildungsabschluss nachzuholen, können jährlich für die öffentliche Hand Kosten in der Höhe von rund 10’000 Franken eingespart werden. Die Kosten entstehen durch höhere Sozialausgaben und geringere Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen. Das ist das Hauptergebnis einer von Travail.Suisse beim Büro BASS in Auftrag gegebenen Studie zu den gesellschaftlichen Kosten der Ausbildungslosigkeit. Dank der Studie kann der finanzielle Nutzen von Ausbildung für die Gesellschaft erstmals mit wissenschaftlichen Methoden fassbar gemacht werden.
Ausbildung neu denken
Die Ergebnisse sind beeindruckend: Ein Arbeitnehmender ohne nachobligatorische Ausbildung verdient im Durchschnitt rund 1’500 Franken weniger pro Monat als einer mit Berufsabschluss. Arbeit unter prekären Umständen, Abhängigkeit von den sozialen Sicherungssystemen, aber auch gesundheitliche Probleme sind die Folge für den Einzelnen. Das verursacht auch beträchtliche gesellschaftliche Kosten. Um dieses Sparpotenzial zu nutzen, muss ein Umdenken stattfinden. Ausbildung muss vermehrt als lohnende öffentliche Investition betrachtet werden.
Erstabschluss lohnt sich auch für Erwachsene
Die öffentliche Hand muss ein Interesse daran haben, neben möglichst vielen Jugendlichen auch möglichst viele Erwachsene zu einer Erstausbildung zu führen. Wir müssen von der Idee Abschied nehmen, dass eine Erstausbildung eine exklusive Sache für die Jungen sei. Wenn einem 45-jährigen Arbeitnehmenden eine Erstausbildung gelingt, spart die öffentliche Hand bis zu seiner Pensionierung 200’000 Franken. Neue Ansätze, wie der Erstabschluss über die Validierung von Bildungsleistungen, müssen von den Kantonen deshalb konsequent gefördert und die Kosten dafür übernommen werden.
Arbeitslosenversicherung und Sozialhilfe: Ausbildung vor Integration
Travail.Suisse fordert auch in der Arbeitslosenversicherung und in der Sozialhilfe ein fundamentales Umdenken. Hier muss gelten: Ausbildung vor Integration. Priorität vor der möglichst raschen Rückführung in den Arbeitsmarkt hat bei Personen ohne Erstausbildung das Nachholen eines Berufsabschlusses. Nur eine Ausbildung eröffnet den Betroffenen langfristig eine reelle Chance, auf eigenen Beinen zu stehen und den Lebensunterhalt eigenverantwortlich zu finanzieren. Eine stärkere Berücksichtigung von Stipendien in der Sozialhilfe und die Unterstützung der Validierung von Bildungsleistungen in der Arbeitslosenversicherung sind neue Wege, die beschritten werden müssen.