Die Anzahl Schulabgängerinnen und Schulabgänger befindet sich 2006 auf einem Höhepunkt. Vier Monate vor Beginn des Lehrjahres waren noch 27’000 interessierte Jugendliche ohne Lehrvertrag. Travail.Suisse, die Dachorganisation der Arbeitnehmenden, fordert, dass bewährte Betriebe, die kurzfristig eine zusätzliche Lehrstelle anbieten, während den Lehrbeginnsjahren 2006 bis 2009 mit 5000 Franken pro Ausbildungsjahr unterstützt werden.
Anlässlich eines Mediengesprächs hat Travail.Suisse heute Vormittag in Bern auf den dringenden Handlungsbedarf beim Lehrstellenproblem hingewiesen. Die geburtenstarken Jahrgänge sind jetzt auf Lehrstellensuche. Für sie braucht es zwischen 2006 und 2009 jährlich 5’000 bis 10’000 zusätzliche Lehrstellen. Nur knapp ein Drittel aller Betriebe bildet aber gemäss letztem Lehrstellenbarometer noch aus. Dies hat fatale Folgen: Jugendliche ohne Abschluss werden zu einer Risikogruppe auf dem Arbeitsmarkt. In der Dienstleistungsgesellschaft gibt es immer weniger Jobs für Unqualifizierte. Aber die Wirtschaft erweist sich auch selber einen Bärendienst. Da die Anzahl Jugendliche auf dem Lehrstellenmarkt in ein paar Jahren wieder abnimmt, droht ein Fachkräftemangel.
Die Forderung von Travail.Suisse zur kurzfristigen Behebung des Lehrstellenmangels
Travail.Suisse fordert den Bundesrat und das Parlament deshalb auf, folgende Massnahme zu treffen: Ein Betrieb, der seit mindestens drei Jahren in der Lehrlingsausbildung tätig ist, soll – wenn er im Verhältnis zu den vorangegangenen Jahren mehr Lehrlinge ausbildet – für jede neue Lehrstelle vorübergehend mindestens 5’000 Franken pro Ausbildungsjahr erhalten. Eine entsprechende Motion wurde von Nationalrat Hugo Fasel eingereicht. Die gesetzliche Grundlage (neues Berufsbildungsgesetz Art. 13) und das Geld sind vorhanden: Aus dem Innovationsfonds des Bundes für die Berufsbildung stehen erfahrungsgemäss 15 bis 20 Millionen Franken schnell zur Verfügung, die für Projekte nicht abgeholt werden. Die Vorteile einer solchen Lösung liegen auf der Hand:
- Die Massnahme ist sofort realisierbar und nach dem Höchststand der Schulabgänger wieder abbaubar.
- Die Massnahme ist einfach und klar. Es braucht keine neuen Strukturen.
- Die Massnahme konkurrenziert das bisherige System nicht (duale Lösung).
- Die Massnahme ist kostengünstig: Die Brückenangebote der Kantone kosten 10’000 bis 20’000 Franken pro Jahr und Person.