Rund 4 Monate vor Lehrbeginn haben 27’000 Jugendliche, welche eine Lehrstelle suchen, noch keinen Lehrvertrag. In dieser angespannten Situation ist es besonders enttäuschend, dass die Anzahl Unternehmen, die Lehrlinge ausbildet, abgenommen hat. Nun sind von Bund und Kantonen dringend Massnahmen gefordert.
Der Lehrstellenbarometer des Bundesamts für Berufsbildung und Technologie zeigt gegenüber letztem Jahr ein nahezu unverändertes Bild. Rund 4 Monate vor Lehrbeginn haben 27’000 Jugendliche, welche eine Lehrstelle suchen, noch keinen Lehrvertrag. Die rund 1000 neu geschaffenen Lehrstellen reichen gerade knapp, um den Anstieg der Anzahl Schulabgängerinnen und Schulabgänger zu bewältigen. Tausende von Jugendlichen befinden sich aber bereits in Zwischenlösungen und suchen weiterhin eine Lehrstelle.
Weniger Unternehmen bilden aus
Besonders enttäuschend ist, dass die Anzahl Unternehmen, die eine Lehrstelle anbieten, sogar noch gesunken ist. Nur knapp ein Drittel der Unternehmen bietet Lehrstellen an. Bund, Kantone und Branchenverbände sind nun gefordert, in der verbleibenden Zeit bis zum August 2006 Anreize für zusätzliche Lehrstellen zu bieten. Betriebe, die seit mindestens fünf Jahren in der Lehrlingsausbildung tätig sind, sollen für jede neue zusätzliche Lehrstelle vorübergehend finanziell unterstützt werden.
Neue innovative Modelle wie Ausbildungsverbünde müssen noch stärker bei den Unternehmen bekannt gemacht werden. Betriebe, die nicht ausbilden, sollen dafür auch zur Kasse gebeten werden und in Berufsbildungsfonds einzahlen müssen.
Zwischenlösungen werden zunehmend zu Warteschlaufen
Ein Drittel der Jugendlichen mit Interesse an einer Lehrstelle wird wegen der fehlenden Lehrstelle ein Zwischenjahr absolvieren müssen. Ein solches Zwischenjahr ist jedoch nur für 12% der Unternehmen eine Anstellungsvoraussetzung. Ursprünglich gedacht zur Behebung individueller Defizite, werden Zwischenjahre (Brückenangebote, Motivationssemester, 10. Schuljahre, etc.) so immer mehr zu Warteschlaufen.
Gelingt es der Wirtschaft in naher Zukunft nicht, genügend Lehrstellen anzubieten, ist die Zukunft des dualen Systems in Frage gestellt. Insbesondere für Jugendliche mit tiefen Schulqualifikationen müssen mehr Lehrstellen für die neue zweijährige Attestlehre angeboten werden. Auch Lösungsansätze wie die Einführung von Basislehrjahren oder vermehrte vollschulische Angebote müssen stärker geprüft werden. Es kann keine Lösung sein, dass immer mehr Jugendliche bei der Sozialhilfe landen.