Die Managerlöhne von Nestlé, Swatch und Kuoni bleiben auf sehr hohem Niveau. Die Lohnscheren machten allerdings gänzlich verschiedene Entwicklungen durch: Bei Nestlé profitierte insbesondere der CEO vom erfolgreichen Geschäftsjahr, die Lohnschere öffnete sich auf 1 zu 238. Trotz Rekordjahr schlossen sich alle Lohnscheren bei Swatch. Die höchste Lohnschere lag 2012 bei 1 zu 137. Kuoni erlitt im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Konzernverlust, nichtsdestotrotz öffneten sich die Lohnscheren: Jene des CEO ging um über 24 Prozent auf 1 zu 54 auf.
Das Geschäftsjahr 2012 war für Nestlé sehr erfolgreich: Reingewinn, Umsatz und Jahresendkurs der Aktie stiegen alle um mehr als 10 Prozent an. Nestlés CEO Paul Bulcke liess sich das erfolgreiche Jahr mit 12,608 Millionen Franken vergüten, 11,6 Prozent mehr als 2011. Bulckes Lohn liegt damit auf dem höchsten Wert, seit er 2008 CEO wurde. 2003, vor den grössten Exzessjahren, lag der Lohn des ehemaligen CEO Peter Brabeck-Letmathe auf ähnlichem Niveau. Für Bulckes Lohn müsste ein Mitarbeiter mit dem Tiefstlohn über 238 Jahre lang arbeiten. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Öffnung der Lohnschere um 10,3 Prozent.
Glücklicherweise sind bei Nestlé nicht alle Managerlöhne im Rahmen des Gewinnzuwachses gestiegen, sie bleiben allerdings auf erschreckend hohem Niveau: Die Entschädigung an den Verwal-tungsratspräsidenten Brabeck-Letmathe blieb konstant auf 8 Millionen Franken, das 151fache des Tiefstlohns. Im Durchschnitt bekam ein Nestlé-Verwaltungsrat (Präsident ausgeklammert) fast 6 Prozent weniger, die 383‘000 Franken sind noch rund 7mal mehr als der Tiefstlohn und bedeuten eine Schliessung dieser Lohnschere um 6,9 Prozent. In der Konzernleitung öffnete sich bedauerlicherweise nicht nur die Lohnschere des CEO, sondern auch diejenige aller anderen Mitglieder. Ein Mitglied der Konzernleitung (ohne den CEO) verdiente im Durchschnitt 3,127 Millionen Franken, die Differenz zwischen dem Lohn eines Konzernleitungsmitglieds und dem Tiefstlohn nahm damit um 1,5 Prozent zu und beträgt 1 zu 59.
Swatch: Rekordjahr führt zu schliessenden Lohnscheren
Swatch, die Schweizer Firma mit dem besten Ruf 1, hat dieses Jahr alle überrascht. Mit der Publikation ihres Geschäftsberichtes in schweizerdeutscher Sprache erhielt sie ein breites und positives Echo. Doch nicht nur die Form, sondern auch der Inhalt des Geschäftsberichtes vermochte zu beeindrucken. Sei es der Personal- oder der Lehrlingsbestand, der Aktienkurs oder die Dividende von Inhaber- oder Namenaktie: Alle Kennzahlen erreichten noch nie da gewesene Rekordwerte. Der Bruttoumsatz stieg um 14 Prozent auf 8,143 Milliarden Franken – Rekord. Der Konzerngewinn legte um 26 Prozent zu und betrug 1,6 Milliarden Franken, auch dies ein Rekord. Der sehr tiefe Mindestlohn von 3500 Franken konnte dank des neuen Gesamtarbeitsvertrags der Uhrenindustrie um 2,6 Prozent angehoben werden, verharrt aber auf sehr tiefem Niveau. Positiv überraschten auch die Auswirkungen des Rekordjahres auf die Managerlöhne: Alle Lohnscheren schlossen sich.
Nayla Hayek, die Verwaltungsratspräsidentin von Swatch gab sich mit 3,797 Millionen Franken zufrieden (minus 6,1 Prozent). Damit schloss sich das Verhältnis ihres Lohnes zum Tiefstlohn um 8,4 Prozent auf 1 zu 81. Die Vergütung eines nicht exekutiven Verwaltungsrats bei Swatch erreicht nicht einmal das Dreifache des tiefsten Lohns. Damit schloss sich diese Lohnschere um 27,6 Prozent.
Nick Hayek, CEO von Swatch, erhielt gesamthaft (inkl. seines Verwaltungsratsmandats) 6,395 Millionen Franken (minus 4 Prozent). Der Bestverdiener erhält damit 137mal soviel wie eine Angestellte oder ein Angestellter mit dem tiefsten Lohn. Die Lohnschere schloss sich um 6,3 Prozent. Der Durchschnittslohn von erweiterter Konzernleitung und exekutivem Verwaltungsrat ohne Verwaltungsratspräsident und CEO betrug knapp 36mal mehr als der Tiefstlohn. Damit schloss sich auch diese Lohnschere um knapp 8 Prozent.
Travail.Suisse begrüsst diese Lohnentwicklungen bei Swatch und hofft, dass diese sich in Zukunft noch verstärken werden.
Kuoni: CEO Rothwell erhält rund 50 Prozent mehr Bonus trotz Konzernverlust
Kuoni befindet sich momentan im Transformationsprozess vom Reiseveranstalter hin zum Reisedienstleister. 2012 zog man sich deswegen aus dem defizitären Europageschäft zurück. Der Ausstieg aus sechs Ländern wird über 100 Millionen Franken kosten, 48,3 Millionen davon wurden im Geschäftsjahr 2012 belastet und verursachten einen Konzernverlust von 13,2 Millionen Franken.
Ungeachtet dieses Konzernverlustes kletterten die Löhne der Konzernleitung in die Höhe. Peter Rothwell, CEO von Kuoni, erhielt eine stolze Entschädigung von 2,817 Millionen Franken, 27,4 Prozent mehr als im Vorjahr. 57 Prozent seines Lohnes macht der variable Vergütungsanteil (Bonus) aus, welcher im Vergleich zum Vorjahr um 48,7 Prozent gestiegen ist. Die Lohnschere öffnete sich so stark wie noch nie; um 24,2 Prozent von 1 zu 44 auf 1 zu 54.
Seit Beginn unserer Untersuchung im Jahr 2002 ist die Lohnschere zwischen dem durchschnittlichen Konzernleitungsmitglied und dem tiefsten Lohn um 210 Prozent von 1 zu 13 auf 1 zu 39 angestiegen.
Die Gesamtentschädigung der Konzernleitung abzüglich jener des CEO stieg auf 7,425 Millionen Franken, pro Kopf sind dies 1,856 Millionen Franken (plus 21 Prozent). Die Lohnschere zwischen dem durchschnittlichen Lohn eines Konzernleitungsmitglieds (ohne CEO) und dem tiefsten Lohn öffnete sich um 18 Prozent auf 1 zu 36.
Angesichts des ersten Konzernverlustes seit 2005 sind dies unverschämte Entwicklungen, eine Korrektur dieser Lohnauswüchse wäre dringend angebracht.