Bei den Managerlöhnen haben sich ein paar wenige galaktische Auswüchse nach unten korrigiert. Im Zehnjahresvergleich fand jedoch eine massive Öffnung der Lohnschere im Mittelfeld statt. Für Travail.Suisse, den unabhängigen Dachverband von 170’000 Arbeitnehmenden, ist klar: Die Politik ist nach wie vor gefordert, Vertrauensbildung tut not.
Zum achten Mal in Folge hat Travail.Suisse die Löhne der Topmanager in 27 Schweizer Unternehmen untersucht und kann nun auf eine Zeitreihe von zehn Jahren zurückgreifen. Die Bilanz fällt durchzogen aus, wobei die negativen Feststellungen klar überwiegen.
Bescheidene Erfolgsmeldungen
Im Geschäftsjahr 2011 schlossen sich zahlreiche Lohnscheren. Die Gründe dafür sind vielfältig: Regulierung bei den Banken, personelle Änderungen, Verluste und Umsatzrückgänge, welche sich richtigerweise dämpfend auf die Managersaläre auswirkten.
2002 – 2011: Stabilisierung bzw. Korrektur an der Spitze. Bei den Firmen, die im Jahr 2002 die grösste Lohnschere aufwiesen – Novartis, UBS, Roche, Nestlé und CS –, ist die Lohnschere im Jahr 2011 immer noch gleich gross oder sogar etwas kleiner geworden. Das hat mit verschärfter Regulierung aber auch mit personellen Wechseln zu tun. Die neuen Chefs arbeiten offenbar günstiger.
Der „ganz normale Wahnsinn“ geht weiter
Lohnkartell 2011: keine Besserung in Sicht. Das Niveau der Lohnschere ist immer noch viel zu gross. Wenn ein gewöhnlicher Mitarbeiter mehr als 100 Jahre arbeiten muss, um ein Jahressalär eines Mitarbeiters zu verdienen, dann bleibt das unverständlich und unverschämt. Das Lohnkartell 2011 umfasst 41 Manager. Ranglistenerster ist Novartis-Chef Jimenez mit einem Lohnverhältnis von 1:266.
2002 – 2011: Massive Öffnung der Lohnschere im Mittelfeld. Beunruhigend ist die Entwicklung der Lohnschere bei „normalen Firmen“ wie Implenia, Kuoni, Lonza, Baloise oder Georg Fischer. Dort hat in den vergangenen zehn Jahren eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Lohnschere stattgefunden. Diese massiven Anstiege können nicht durch Leistung begründet, sondern müssen eher als reine Nachahmungseffekte bezeichnet werden.
Dringender politischer Handlungsbedarf
Innert zehn Jahren sind die Saläre der Konzernleitungsmitglieder im Durchschnitt um 56 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum stiegen gemäss Lohnindex die Reallöhne um rund fünf Prozent. Mit anderen Worten: Oben steigen die Saläre, unten nimmt der Lohndruck zu. Travail.Suisse fordert eine glaubwürdige politische Antwort auf diese Entwicklung: Diese beinhaltet insbesondere die Aktionärsabstimmung über individuelle Saläre der Konzernleitung, eine angemessene Personalvertretung im Verwaltungsrat und den verstärkten Schutz der normalen Löhne in der Schweiz.