Nach einem kurzen Zwischenstopp in den Jahren 2008 und 2009 grassierte im 2010 wieder die Selbstbedienungsmentalität in der Führungsetage. Die Managerlohnstudie von Travail.Suisse, dem unabhängigen Dachverband von 170’000 Arbeitnehmenden, zeigt auf, dass sich die Lohnscheren in den vergangenen neun Jahren massiv geöffnet haben.
Anhand der Geschäftsberichte hat Travail.Suisse zum siebten Mal in Folge die Lohnzahlungen an Manager und Verwaltungsräte von 27 Schweizer Unternehmen untersucht. Fazit: Nach einer abgeschwächten Entwicklung in den Vorjahren ist im Jahr 2010 der „ ganz normale Wahnsinn“ in die Mehrheit der Teppichetagen zurückgekehrt.
2010: Die Lohnscheren öffnen sich weiter
In 16 der 27 untersuchten Unternehmen öffnet sich die Lohnschere weiter. Konkret bei Georg Fischer, Swatch, Ascom, Swiss Life, Nestlé, Bobst, Ruag, Lindt & Sprüngli, Post, Lonza, Swisscom, Clariant, Helvetia, Migros, ABB und Valora.
2010: Travail.Suisse-Lohnschere geht an den Industriekonzern Georg Fischer
Das Verhältnis des Tiefstlohns zum durchschnittlichen Lohn eines Konzernleitungsmitglieds stieg bei Georg Fischer innert Jahresfrist am stärksten; und zwar von 1 : 14 auf 1: 20, was eine Steigerung von 45 Prozent bedeutet. Die „Travail.Suisse-Lohnschere 2010“ geht darum dieses Jahr an Georg Fischer.
2010: Das Lohnkartell wächst weiter
Das Lohnkartell sind die Abzocker, die über 100mal mehr verdienen als ihre Mitarbeiter. Es ist im Vorjahresvergleich wieder grösser geworden und beinhaltet im Jahr 2010 46 Manager und Verwaltungsräte aus 10 verschiedenen Unternehmen. In der abgeschotteten Welt der Teppichetagen hat sich bisher nichts Grundlegendes verändert.
2002 – 2010: massiver Lohnscheren-Shift nach oben
Die Entwicklung über die vergangenen neun Jahre lässt keinen Zweifel mehr offen: es gab einen gigantischen Lohnscheren-Shift gegen oben. Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit haben „mittelständische“ Unternehmen wie Implenia, Lonza, Bâloise, Lindt & Sprüngli, Clariant, Ascom etc. im Windschatten der Höchstverdiener zur Aufholjagd geblasen.
Es braucht griffige Massnahmen
Für Travail.Suisse ist klar, dass die Selbstregulierung versagt hat. Es braucht grundlegende Veränderungen. Dazu gehören folgende Massnahmen: Begrenzung der Boni und Verbot von Sonderzahlungen, Bonisteuer ab 1 Million Franken, Abstimmung über individuelle Saläre der Konzernleitung, sowie eine angemessene Personalvertretung im Verwaltungsrat.