Clariant schrieb im letzten Jahr 194 Mio. Franken Verlust. Von dieser Entwicklung betroffen sind einzig die Mitarbeitenden. Während sie um ihre Stellen fürchten, beziehen die Manager horrende Gehälter. So hat sich das Gehalt des CEO innerhalb des letzten Jahres um 125 Prozent auf 8.4 Mio. Franken erhöht.
Clariant hat ein schlechtes Jahr hinter sich. Der Spezialchemiekonzern schrieb 2009 einen Verlust von 194 Millionen Franken. Zu spüren bekamen dies in erster Linie die Arbeitnehmenden. Weltweit wurden über 2500 Stellen abgebaut, in der Schweiz waren fast 150 Arbeitnehmende betroffen. Und bereits wurde der Abbau weiterer 500 Stellen bekannt gegeben. 400 davon im Baselbieter Muttenz.
Manager lassen es sich gut gehen
Die Arbeitnehmenden leiden also unter der Krise und den strukturellen Problemen von Clariant. Die Manager aber lassen es sich besser gehen als je zuvor. So stieg der Lohnaufwand pro Geschäftsleitungsmitglied um unglaubliche 104 Prozent auf über 3 Millionen Franken. Damit beträgt die Lohnschere zwischen dem Tiefstlohn und dem Lohn eines Konzernleitungsmitglieds neu 1 zu 54. 2008 betrug das Verhältnis noch 1 zu 26.
CEO-Lohn steigt um 125 Prozent
Allein Hariolf Kottmann, welcher seit Oktober 2008 ein Doppelmandat als CEO und Verwaltungsrat inne hat, verdiente 8.4 Millionen Franken.(1) Knapp die Hälfte davon als Kompensation für seinen Weggang beim früheren Arbeitgeber. Damit hat sich die Entschädigung des CEO innerhalb eines Jahres um 125 Prozent erhöht.2 Ein Clariant-Angestellter zum Tiefstlohn müsste 149 Jahre arbeiten, um gleich viel zu verdienen wie Kottmann in einem Jahr. 2008 betrug das Verhältnis noch 1 zu 66.
Rechtfertigende Grundlage fehlt
Einer solch massiven Erhöhung der Managerlöhne fehlt jegliche rechtfertigende Grundlage. Leistungsabhängige Löhne und Boni sollten per Definition für gute Konzernergebnisse belohnen. Clariants Konzernergebnis sank zwischen 2007 und 2009 von einem Gewinn von 5 Millionen Franken auf einen Verlust von 194 Millionen. Während derselben Zeitspanne erhöhte sich die Entschädigung des CEO von 1.8 Millionen Franken auf 8.4 Millionen.
Wenig Realitätsbezug
Für viele Clariant-Mitarbeitende dürften sich diese Zahlen wie ein schlechter Witz anhören. Während sie die Konsequenzen des schlechten Geschäftsgangs zu tragen haben, beziehen die Manager immer höhere Gehälter. Travail.Suisse verurteilt eine solche Entwicklung. Sie untergräbt die Sozialpartnerschaft, zeugt von wenig Realitätsbezug und fehlendem Respekt gegenüber den Mitarbeitenden.
[1] Obwohl Hariolf Kottmann ein Doppelmandat als CEO und Verwaltungsrat inne hat, wird sein gesamter Lohn als CEO-Entschädigung gerechnet, da er gemäss Geschäftsbericht seit der Übernahme des CEO-Amtes, keine Entschädigung für das Amt als Verwaltungsrat mehr bezog.
[1] Der Lohnaufwand des CEOs für 2008 entspricht der Summe aus dem Lohnaufwand für Jan Secher (CEO für 9 Monate) und dem Lohnaufwand für Hariolf Kottmann (CEO für 3 Monate).