Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, ist besorgt über die Entwicklung des Arbeitsmarktes in der Schweiz. Die neusten Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung des Bundesamtes für Statistik zeigen eine deutliche Zunahme der Erwerbslosen in der Schweiz. Besorgniserregend ist insbesondere die Zunahme von erwerbslosen Jugendlichen und von erwerbslosen Arbeitnehmenden ab 50 Jahren.
Die Zahlen gemäss Definition des Internationalen Arbeitsamtes (ILO) zeigen, dass der schweizerische Arbeitsmarkt zunehmend in Schieflage gerät. Während einerseits zwischen dem 4. Quartal 2014 und dem 4. Quartal 2015 die Zahl der Erwerbstätigen um 0.5 Prozent gestiegen ist, nahm gleichzeitig die Erwerbslosenquote von 4.1 auf 4.7 Prozent zu. Von der steigenden Beschäftigung können die inländischen Arbeitskräfte nicht profitieren. Ausserdem entwickelt sich die Schweiz entgegengesetzt zum europäischen Umfeld. Dort ist die Erwerbslosenquote im gleichen Zeitraum von 10.0 auf 9.1 Prozent gesunken. Seit dem 3. Quartal 2015 liegt die Erwerbslosenquote in der Schweiz erstmals überhaupt höher als in Deutschland.
Wirtschaftliche Unsicherheit ist schädlich für den Arbeitsmarkt
Für Travail.Suisse ist klar, dass die Unsicherheit über die zukünftige Beziehung der Schweiz zur Europäischen Union beseitigt werden muss. Nur ein Erhalt der Bilateralen Verträge kann eine Basis für den Wirtschaftsstandort Schweiz darstellen, auf der sich auch der Arbeitsmarkt positiv entwickeln kann. Bei der Umsetzung von Art. 121a der Bundesverfassung muss mit der EU eine Verhandlungslösung gefunden werden. Eine unilaterale Einführung einer Schutzklausel mit allfälligen Kontingenten kann kein zielführender und nachhaltiger Weg sein.
Trotz einer leichten Abschwächung in den letzten Monaten ist der Schweizer Franken nach wie vor überbewertet, was sich nicht zuletzt negativ auf den Arbeitsmarkt auswirkt. Die Nationalbank ist hier weiter gefordert, Massnahmen zu treffen, um den Franken zu schwächen und ein realistisches und verträgliches Wechselkursverhältnis zum Euro zu erreichen. Aus Sicht von Travail.Suisse gehört der Erhalt der Beschäftigung in der Schweiz zu den prioritären Zielen der Schweizerischen Nationalbank.
Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sowie ältere Arbeitnehmende sind besonders betroffen
Betroffen von der zunehmenden Schieflage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt sind insbesondere die Jugendlichen und die älteren Arbeitnehmenden. So stieg die Jugenderwerbslosigkeit innerhalb eines Jahres von 6.2 auf 9.8 Prozent und bei den älteren Arbeitnehmenden von 3.2 auf 4.0 Prozent. Für Travail.Suisse ist es an der Zeit, dass die Politik hier Massnahmen ergreift. Die Jugendlichen sind beim Berufseinstieg stärker zu unterstützen, um sie im Arbeitsmarkt zu integrieren; bei den älteren Arbeitnehmenden braucht es Massnahmen zum besseren Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit und zum Verbleib im Arbeitsmarkt.
Für mehr Informationen:
Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik, Tel. 031 370 21 11 oder 076 412 30 53