Die Arbeitslosenquote sinkt und die Arbeitsmarktsituation entspannt sich. Diese gute Nachricht des seco wird durch die Arbeitskräfteerhebung des BFS relativiert. Tatsache ist, dass auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt rund 221’000 Vollzeitstellen fehlen. Das sind nur 5’000 weniger als im 2005. Dringender Handlungsbedarf besteht bei den jugendlichen Arbeitslosen. Travail.Suisse, der Dachverband der Arbeitnehmenden, stellt besorgt fest, dass die boomende Wirtschaft den Arbeitsmarkt nicht erreicht.
Heute Morgen haben das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco), das Bundesamt für Statistik (BFS) und das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) die neusten Daten zur Lage auf dem Arbeitsmarkt publiziert. Die Situation ist ernster als erwartet.
Sinkende Arbeitslosenquote trügt
In den vergangenen Monaten konnte man sich über die sinkende Arbeitslosenquote freuen (Stand September 06: 3.1 Prozent). Die seco-Statistik erfasst diejenigen Erwerbslosen, die bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) arbeitslos gemeldet sind. Sie zeigt damit ein geschöntes Bild der Arbeitsmarktentwicklung. Denn die Arbeitslosenquote sinkt nicht nur, wenn die Erwerblosen wieder eine Anstellung gefunden haben, sondern auch, wenn sie ausgesteuert werden. Zudem melden sich Wiedereinsteiger/innen oder Erwerbstätige, die ihr Pensum aufstocken möchten, kaum beim RAV.
Arbeitsmarktsituation 2005 – 2006: keine Verbesserung
Die Arbeitskräfteerhebung des BFS zeigt ein ganzheitlicheres Bild des Arbeitsmarktes. Die Resultate sind ernüchternd: Im Verlaufe des letzten Jahres gab es kaum Verbesserungen. Die Zahl der Erwerbslosen, die nicht bei einem RAV eingeschrieben sind, erhöhte sich leicht von 78’000 auf 81’000 Personen. Auch die Unterbeschäftigungsquote, also die Erwerbstätigen, die ihr Pensum aufstocken möchten, verharrte auf 6.1 Prozent. In der Schweiz fehlen 221’000 Vollzeitstellen, das entspricht einer Arbeitsmangelquote von 10.1 Prozent.
Handlungsbedarf bei Jugendlichen
Das BBT meldet, dass es dieses Jahr wieder zu wenige Lehrstellen gibt. Die Arbeitslosenquote der 15- bis 24Jährigen ist mit 4 Prozent die höchste aller Altersgruppen. Die Wirtschaft ist aufgefordert, Lehrstellen zu schaffen und den jungen Leuten mit einer Anstellung eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu bieten.
Travail.Suisse ist besorgt, dass das hervorragende Wirtschaftswachstum die Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht nachhaltig verbessert. Hat die Schweiz ein Beschäftigungsproblem?