Die Arbeitsmarktsituation bleibt trotz guter Konjunktur unverändert angespannt. Schweizweit haben rund 573’000 Personen keine oder ungenügend Arbeit. Die Firmen dürfen für das laufende Jahr wieder mit Rekordergebnissen rechnen, schaffen aber kaum neue Stellen. Das Defizit der Arbeitslosenversicherung steigt, und eine Revision des Ar-beitslosenversicherungsgesetzes kommt schneller als erwartet. Travail.Suisse, der Dachverband der Arbeitnehmenden, wehrt sich gegen einen Leistungsabbau und fordert die Wiedereinführung des Solidaritätsprozents.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) weist für den Oktober 2005 eine mit 3.7 Prozent wieder steigende Arbeitslosigkeit aus. Das Bundesamt für Statistik bestätigt diese Entwicklung: Die Erwerbslosenquote gemäss internationaler Definition erhöhte sich auf 4.5 Prozent. Auch die Unterbeschäftigungsquote – der Teil der Erwerbsbevölkerung, welche ihr Arbeits-pensum erhöhen möchte – stieg auf 9.3 Prozent. Ingesamt machen die Erwerbslosen- und die Unterbeschäftigungsquote rund 13.8 Prozent aus – 0.4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Arbeitsmangel war noch nie so hoch wie heute trotz weiterer Rekordgewinne
Das bedeutet, dass schweizweit 263’000 Vollzeitstellen fehlen, beziehungsweise 573’000 Personen keine oder ungenügend Arbeit haben. Dies ist umso stossender, als dass die Finanzanalysten für das laufende Jahr weitere Rekordgewinne voraussagen.
Finanzielle Situation der Arbeitslosenversicherung verschlechtert sich
Die düstere Arbeitsmarktsituation verschlechtert die Finanzen der Arbeitslosenversicherung. Die Schulden der Arbeitslosenkasse werden schneller als erwartet die 2.5 Prozent – das heisst ungefähr 5.5 bis 6 Milliarden Franken – der von der Beitragspflicht erfassten Lohnsumme erreichen. Damit ist es wahrscheinlich, dass der Bund schon im nächsten Jahr eine neue Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes aufgleisen muss. Für Travail.Suisse steht fest, dass keinesfalls Leistungen abgebaut werden dürfen. Dafür ist das das Solidaritätsprozent wieder einzuführen.