Covid-19-Zertifikat: Wichtiges Instrument – Einsatz am Arbeitsplatz aber kritisch
Medienmitteilung
Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, unterstützt den heutigen Entscheid des Bundesrates, den Einsatzbereich des Covid-Zertifikates im öffentlichen Leben zu vergrössern. Die Entwicklung der Pandemie macht diesen Schritt leider notwendig. Kritisch bleibt der Einsatz des Zertifikats aber am Arbeitsplatz. Der Datenschutz kann nicht sichergestellt werden und das Potenzial für Diskriminierungen ist zu gross. Auch darf keineswegs auf die Schutzkonzepte am Arbeitsplatz verzichtet werden, ansonsten droht die Wirkung auf das Pandemiegeschehen gar negativ zu werden.
Dass die Zertifikationspflicht auf weite Teile des öffentlichen Lebens ausgedehnt wird, ist für uns alle sehr unangenehm. Angesichts der Entwicklung der Pandemie ist diese Massnahme aber nachvollziehbar und leider notwendig. Es braucht jetzt dringend einen weiteren Schub in der Impfkampagne, damit diese Phase mit ausgeprägten Diskriminierungen möglichst kurzgehalten werden kann. Sehr kritisch beurteilt Travail.Suisse, dass gleichzeitig die öffentliche Finanzierung von Tests komplett eingestellt werden soll. «Eine Lösung mit einigen Gratis-Tests pro Monat – wie damals mit den Selbsttests – wäre hier eine bessere Lösung gewesen», zeigt sich Adrian Wüthrich, Präsident von Travail.Suisse, überzeugt.
Dass die Einführung des Zertifikates auch den Arbeitsplatz betreffen soll, wird von Travail.Suisse ebenfalls kritisch beurteilt. Travail.Suisse hat Diskriminierung jeglicher Form am Arbeitsplatz immer entschieden bekämpft und den Datenschutz hochgehalten. Es soll nicht der Willkür der Arbeitsgebenden überlassen werden, ob ein Zertifikat eingeführt und wie es angewendet wird. Es gilt ausserdem unbedingt zu verhindern, dass jetzt die Schutz- und Hygienekonzepte in den Betrieben wegfallen, sonst droht gar eine negative Auswirkung auf das Pandemiegeschehen. Es braucht jetzt wieder deutlich mehr Kontrollen an den Arbeitsplätzen. «Entscheidend ist, dass das Mitspracherecht der Arbeitnehmenden bei der Zertifikatspflicht nicht toter Buchstabe bleibt, und die Testkosten durch die Arbeitgebenden übernommen werden», hält Wüthrich weiter fest.
Die Zertifikatspflicht droht in den betroffenen Branchen zu erneuten Umsatzeinbussen zu führen. Dass nicht gleichzeitig die erleichterten Möglichkeiten für Kurzarbeit über Ende September hinaus fortgeführt werden, ist unverständlich. Dies gilt es sofort nachzuholen, um nicht unnötigerweise gegen Ende der Pandemie erneut Löhne und Arbeitsplätze zu gefährden.