Sofortige Öffnung gefährdet Arbeitsplätze und Gesundheit
Verschiedenste Akteure fordern vom Bundesrat Lockerungen der Corona-Massnahmen. Auch Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, wünscht eine baldige Normalisierung der Situation – insbesondere auch, damit Arbeitsplätze erhalten werden können. Eine zu schnelle Öffnung wäre fatal: Die Bedrohung durch das Corona-Virus ist noch immer real, die Infektionszahlen zu hoch. Travail.Suisse fordert den Bundesrat auf, endlich vernünftige Perspektive für den Lockdown-Ausstieg zu skizzieren.
Die Schweizer Bevölkerung ist Corona-müde. Die Massnahmen und die fehlende Perspektive sind auch für die Arbeitnehmenden schwierig, viele müssen wegen Kurzarbeit auf einen Fünftel ihres Lohns verzichten, ertragen schlechte Arbeitsbedingungen und bei vielen steigt die Angst um ihren Arbeitsplatz.
Travail.Suisse fordert deshalb vom Bundesrat:
1. Vorsicht vor zu schneller Öffnung: Jo-Jo-Effekt verhindern
Es stecken sich immer noch täglich mehrere hundert Menschen mit dem Virus an, die Folgen der mutierten Coronavirus-Varianten auf die epidemiologische Lage sind nach wie vor unklar und die Zahl der geimpften Personen ist noch zu tief. Travail.Suisse ruft deshalb zur Vorsicht auf. Zu schnelle Lockerungen können zu einer schnelleren Ausbreitung des Virus führen, das Gesundheitspersonal würde erneut stark gefordert und noch schärfere Massnahmen würden noch mehr Arbeitsplätze gefährden. Dieser Jo-Jo-Effekt muss zwingend verhindert werden.
2. Der Bundesrat muss eine vernünftige Perspektive skizzieren
Travail.Suisse erwartet vom Bundesrat an seiner morgigen Sitzung eine klare Perspektive zum weiteren Vorgehen nach dem 1. März. Er muss der Bevölkerung, den Arbeitnehmenden und den Betrieben aufzeigen, wie und unter welchen Bedingungen es im März weitergehen kann. Diese Perspektive ist dringend nötig. „Justierungen der Massnahmen im Sinne einer schrittweisen Öffnung sind für Travail.Suisse nur in Bereichen möglich, in denen das Ansteckungsrisiko klein gehalten werden kann und die Schutzkonzepte guten Schutz bieten“, sagt Travail.Suisse-Präsident Adrian Wüthrich. Keinesfalls dürfen die Schutzmassnahmen oder die Homeoffice-Pflicht gelockert werden. Die Unternehmen und ihre Arbeitnehmenden sind gefordert, sich an die Schutzkonzepte zu halten und diese weiterzuentwickeln. Die Kantone müssen die nötigen Ressourcen bereitstellen, damit das Contact Tracing besser funktioniert, Tests und Impfungen schnell durchgeführt und die Schutzkonzepte kontrolliert werden können. „Alle Kantone müssen die Kontrollen intensivieren, aktuell werden bei jedem sechsten Betrieb Mängel festgestellt“, sagt Wüthrich. Die Öffnungszeiten der Einkaufsläden zu verlängern, ist für Travail.Suisse keine Möglichkeit, denn die Zeche dafür würde einzig das Verkaufspersonal und seine Familien zahlen.
3. Pandemie bekämpfen und Unterstützung schneller auszahlen
Die Bekämpfung der Pandemie muss auf allen Ebenen forciert werden. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Unterstützungsmassnahmen wichtig. Die schleppend anlaufende Auszahlung der finanziellen Beiträge an die Unternehmen schafft nur unnötige Unsicherheit. „Der Härtefallfonds ist zwar ein Fehlkonstrukt, denn der Bundesrat muss laufend Anpassungen vornehmen. Leider bleibt aber keine Alternative. Die Aufstockung auf 10 Milliarden Franken ist zwingend nötig“, sagt Wüthrich. Die Unternehmen müssen über Härtefallfonds und Kurzarbeit eine Perspektive haben, die ihnen ermöglicht, auf Entlassungen zu verzichten. Wüthrich: „Zentral ist auch, dass für die von Aussteuerung bedrohten Arbeitslosen die Taggelder verlängert werden, wie es der Bundesrat dem Parlament vorschlagen will.“ Die Ende März auslaufende Regelung, dank der Arbeitnehmende mit tiefen Einkommen 100 Prozent Kurzarbeitsentschädigung erhalten, muss angesichts der Forderung, die maximale Dauer der Kurzarbeit auf 24 Monate zu verlängern, weitergeführt und für Einkommen bis 4‘000 Franken erhöht werden.