Jugendrat 2023 – Stress in der Arbeitswelt im Fokus
Am 26. August fand im Art Deco Hotel Montana in Luzern der Jugendrat 2023 statt. Wie jedes Jahr trafen sich die Mitglieder der Jugendkommission von Travail.Suisse, um über aktuelle Themen der Arbeitswelt zu diskutieren. Der diesjährige Jugendrat widmete sich unter anderem dem Thema Mental Health und Stress in der Arbeitswelt. Das Programm bestand sowohl aus inhaltlichen Inputs, Gruppendiskussionen wie auch der Ausarbeitung gemeinsamer Forderungen.
Am Jugendrat, dem Parlament von Jeunesse.Suisse, werden einmal jährlich die politischen und inhaltlichen Themen des nächsten Jahres bestimmt und das Präsidium neu gewählt. Der diesjährige Jugendrat nahm sich dem Thema Stress in der Arbeitswelt an. Lange Arbeitswege, Termindruck vom Arbeitgeber und höhere Anforderungen im Beruf sind nur ein paar der zahlreichen Gründe, weshalb Stress und Erschöpfung am Arbeitsplatz zunehmen. Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse, der sich ausführlich mit dem Thema Stress und Erschöpfung bei Arbeitnehmenden befasst, leitete den Nachmittag. Nach einem kurzen Input zu den gesellschaftlichen Entwicklungen von Stress und dessen gesundheitlichen Folgen diskutierten die Teilnehmenden des Jugendrates in Kleingruppen über die Ursachen von zunehmendem Stress. Die verschiedenen Kleingruppen trugen ähnliche Punkte zusammen.
Bereits früh in der Ausbildung treten Probleme auf, welche die Teilnehmenden belasten: Auszubildende müssen oft einspringen und Überstunden leisten, um den Personalmangel auszugleichen. Planungsmöglichkeiten fehlen, auch aufgrund von kurzfristiger Bekanntgabe der Arbeitspläne. Ein wichtiges Thema war auch die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Für die Teilnehmenden ist klar, dass Arbeitnehmende ungenügend vor sexueller Belästigung geschützt sind und im Fall von sexueller Belästigung unzureichende Unterstützung erhalten.
Aus den in den Kleingruppen diskutierten Ursachen von Stress und Erschöpfung und möglichen Lösungswegen wurden anschliessend gemeinsam Forderungen formuliert. Die erarbeiteten Forderungen präsentierten Nicolas De Peri, Co-Präsident Jeunesse.Suisse, und Thomas Bauer kurz danach am Kongress von Travail.Suisse in Form einer Resolution. Der Kongress hat dieser Resolution am 9. September 2023 zugestimmt und damit folgenden Forderungen:
- Die Möglichkeit, den Arbeitnehmenden Überzeit aufzubürden, muss beschränkt werden. Die schweizerische Gesetzgebung gewährt den Arbeitgebenden viel zu viel Spielraum, um den Termindruck auf die Arbeitnehmenden abzuwälzen.
- Die Möglichkeiten, Arbeitnehmende zu überlangen Arbeitstagen und langen nutzlosen Pausen im Betrieb zu verpflichten, müssen beschränkt werden.
- Arbeitspläne müssen frühzeitig bekannt gegeben werden: Damit können Arbeitnehmende die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sicherstellen, Freundschaften und regelmässige Hobbys pflegen oder sich im Gemeinwesen engagieren.
- Die wöchentliche Arbeitszeit muss reduziert und die Ferien auf 6 Wochen erhöht werden. Dadurch kann ein Ausgleich geschaffen werden zur immer schnelleren und intensiveren Arbeitstätigkeit.
- Das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit muss für alle Arbeitnehmenden sichergestellt werden. Die Ruhezeiten sind zentral für die Erholung aller Arbeitnehmenden.
- Es braucht keine weitere Ausdehnung der Sonntagsarbeit. Der Sonntag ist für die meisten Arbeitnehmenden der einzige gemeinsame freie Tag in der Woche. Er ist dadurch nicht nur für die Erholung, sondern auch für das Gemeinwesen zentral.