Die Ablehnung der Durchsetzungsinitiative ist ein wichtiger Sieg der demokratischen Rechte und der rechtlichen und sozialen Sicherheit, sie ist aber auch ein Warnruf. Travail.Suisse, die unabhängige Dachorganisation der Arbeitnehmenden, begrüsst das Ergebnis, das am 28. Februar 2016 an der Urne resultierte. Es zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger keine undemokratischen und für die ganze Bevölkerung schädliche Initiativen wollen.
In den letzten Wochen fand ein Meinungsumschwung statt. Umfragen ergaben zuerst eine Mehrheit für die Initiative, danach aber eine schrittweise Verlagerung hin zu einer deutlichen Ablehnung. Die Kampagnen- und Informationsarbeit dürfte für das Nein eine wesentliche Rolle gespielt haben, da sie aufzeigte, worum es bei dieser trügerisch formulierten Initiative wirklich ging.
Diese Informations- und Mobilisierungsarbeit wird auch in den kommenden Jahren äusserst wichtig bleiben, denn das Nein ist zwar beruhigend, es war aber nicht im Vornherein klar. Deshalb könnten in den nächsten Jahren ähnlich gefährliche Initiativen eingereicht werden, denn dies scheint ein neues Instrument zur Destabilisierung des aktuellen, auf Rechtsstaatlichkeit basierenden, politischen Systems. In Zukunft bleibt es wichtig, die fundamentalen Grundsätze des Rechtsstaats zu wahren, die für alle Personen in einem Gerichtsverfahren gelten und durch die von der Schweiz ratifizierten Verträge und Übereinkommen garantiert werden. Ausserdem darf die wirtschaftliche Entwicklung nicht durch Widerstand gegen das Abkommen über den freien Personenverkehr und unnötige Hürden bei der Integration von Personen, die seit vielen Jahren in der Schweiz wohnen, behindert werden. Travail.Suisse ist deshalb überzeugt, dass es auch künftig Informationsarbeit braucht, damit nicht weitere Initiativen die Arbeitsbedingungen aller Arbeitnehmenden beeinträchtigen.
Volksinitiative zur Abschaffung der Heiratsstrafe
Travail.Suisse ist erfreut, dass sich das Stimmvolk bei der Eheinitiative gegen teure Steuersenkungen für Grossverdiener ausgesprochen habt. Diese hätte das Gros der Bürger/innen mit dem Abbau des Service Public oder über mehr Abgaben bezahlen müssen. Und in der AHV wären die heutigen Zusatzleistungen für Ehepaare unter Druck gekommen (Witwenrente, Verwitwetenzuschlag, Beitragsbefreiung). Der Weg ist damit frei für eine Reform, welche die steuerliche Ungleichbehandlung durch eine diskriminierungsfreie Neugestaltung der Steuertarife beseitigt und ohne Steuerausfälle auskommt. In der AHV kann über eine Deplafonierung der Renten für Ehepaare gesprochen werden, ohne dass aber bestehende Leistungen abgebaut werden müssen.
Initiative «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln»
Travail.Suisse bedauert die Ablehnung dieser Initiative. Denn Spekulation spielt eine Rolle bei den starken Preisschwankungen für Landwirtschaftsprodukte, unter denen die Ärmsten am meisten leiden. Die Initiative hätte einen konkreten Beitrag zur Bekämpfung von Hunger und Mangelernährung in der Welt geleistet. Die von Wirtschaftskreisen in der Kampagne zur Verfügung gestellten Mittel haben den Volksentscheid stark beeinflusst, da behauptet wurde, dass die Initiative einen bedeutenden Stellenabbau zur Folge hätte. Das Verbot hätte jedoch nur spekulative Verträge betroffen und deshalb nur sehr geringe Auswirkungen auf den Rohwarenhandel in der Schweiz und somit auf die Beschäftigung gehabt.
Für mehr Informationen:
Adrian Wüthrich, Präsident Travail.Suisse, Tel. 079 287 04 93