Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband von 170’000 Arbeitnehmenden, bedauert das Nein der Stimmbevölkerung zur Initiative „6 Wochen Ferien für alle“. Das Problem der zu hohen Ar-beitsbelastung und der negativen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen ist damit aber nicht vom Tisch. Der ungünstige Zeitpunkt der Abstimmung und die Angstmacherkampagne der Gegner haben heute einen ersten Schritt zur Lösung verhindert. Somit bleiben Bundesrat und Arbeitgeber gefordert.
Travail.Suisse ist enttäuscht, dass die Stimmbevölkerung heute die Volksinitiative „6 Wochen Ferien für alle“ abgelehnt hat. Gleichzeitig sind wir aber stolz, dass die Initiative die hohe Arbeitsbelastung und deren negative Folgen thematisiert und damit eine zentrale Bedrohung des Erfolgsmodells Schweiz auf die politische Agenda gesetzt hat.
Hohe Arbeitsbelastung bleibt teuer und wirtschaftlich unsinnig
Die hohe Belastung am Arbeitsplatz kostet jährlich 10. Mia. Franken und führt dazu, dass jeder dritte Arbeitnehmende aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zur Pensionierung arbeiten kann. Die Initiative hat breite Kreise in Politik und Wirtschaft gezwungen, diesen volkswirtschaftlichen Unsinn und die hohen gesellschaftlichen Kosten zur Kenntnis zu nehmen. Weder die hohe Belastung am Arbeitsplatz noch die Notwendigkeit von Massnahmen gegen die negativen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen sind denn auch vom Bundesrat oder vom Arbeitgeberverband in Frage gestellt worden
Angstmacherkampagne hat Unsicherheit geschürt
Wegen der grossen Unsicherheit aufgrund der Eurokrise und der konjunkturellen Aussichten hat die Abstimmung zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt stattgefunden. Anstatt das langfristige Wohl der Menschen und der Schweizer Wirtschaft stand die bei vielen Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern verständlicherweise die aktuelle Sorge um den eigenen Arbeitsplatz im Vordergrund. Mit ihrer Angstmacherkampagne haben die Gegner der Initiative zudem voll mit der Unsicherheit der Arbeitnehmenden gespielt. Letztlich überwog der Eindruck „mehr Ferien liegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht drin“.
Bundesrat und Arbeitgeber gefordert
Die Stärke der Schweizer Wirtschaft sind gesunde und motivierte Arbeitnehmende. Die heutige Arbeitswelt gefährdet die Gesundheit der Menschen und trägt wenig zu deren langfristigen Motivation bei. Die Demografie verschärft diese Entwicklung. Damit ist auch das Erfolgsmodell Schweiz in Gefahr. Gerade ein Hochlohnland wie die Schweiz muss zu den Arbeitnehmenden besonders Sorge tragen. Diese Aufgabe ist mit dem heutigen Nein nicht vom Tisch. Der Bundesrat und die Arbeitgeber sind jetzt gefordert, in der Politik und der Sozialpartnerschaft Hand zu bieten für neue Lösungen. Wir bleiben dran.