Der Nationalrat hat heute morgen im Rahmen der Debatte zur Zuwanderung den Bundesrat beauftragt zu überprüfen, ob Jugendliche ausländischer Herkunft bei der Lehrstellensuche die gleichen Chancen haben wie Schweizer Jugendliche. Sollte die Chancengleichheit nicht gegeben sein, müsste die Landesregierung Massnahmen zur Verbesserung des Zugangs dieser Gruppe zum Lehrstellenmarkt vorsehen. Die grosse Kammer ist damit einem Postulat von Travail.Suisse-Vizepräsidentin und Nationalrätin Josiane Aubert (SP/VD) gefolgt.
Verschiedene Studien stellen heute fest, dass Jugendliche ausländischer Herkunft bei der Lehrstellensuche massiv benachteiligt werden. Häufig kann die Benachteiligung nicht mit fehlenden Kompetenzen erklärt werden. Gegenüber gewissen Gruppen, insbesondere bei Jugendlichen aus Ex-Jugoslawien oder aus der Türkei, spielen Vorurteile eine grosse Rolle. Es findet eine Diskriminierung auf Grund des Namens statt.
Teure Diskriminierung
Das ist sowohl für die Jugendlichen selber als auch für Gesellschaft und Wirtschaft folgenreich: Schlecht qualifizierte Arbeitnehmende sind hohen Risiken bei Arbeitslosigkeit, Invalidität und in Bezug auf die Gesundheit ausgesetzt. Die Folgekosten für die Gesellschaft sind enorm. Die Wirtschaft verzichtet ihrerseits freiwillig auf das grosse Potenzial dieser Jugendlichen. Auch wenn die Rezession den prognostizierten Fachkräftemangel etwas verlangsamt, wird die Wirtschaft in allen Branchen bald stark auf gut ausgebildete junge Fachkräfte angewiesen sein.
Anteil Jugendlicher ausländischer Herkunft wächst
Der Anteil von Jugendlichen ausländischer Herkunft an den Schulabgänger/innen wird in den kommenden Jahren auf rund 25 Prozent, in städtischen Gebieten mancherorts auf fast 50 Prozent ansteigen. Die Wirtschaft wird sich somit eine solche Diskriminierung nicht mehr leisten können, ohne den Wohlstand, die Lebensqualität und den sozialen Frieden in der Schweiz zu gefährden.
Massnahmen für eine faire Lehrlingsselektion
Dies hat Josiane Aubert, Vize-Präsidentin von Travail.Suisse, bewogen, im Nationalrat ein Postulat unter dem Titel „Zukunft statt Herkunft“ einzureichen mit dem Auftrag an die Adresse des Bundesrates, die Situation der Jugendlichen ausländischer Herkunft bezüglich des chancengleichen Zugangs zu einer Lehrstelle aufzuarbeiten und Massnahmen für die Verbesserung des Zugangs dieser Gruppe zum Lehrstellenmarkt zu prüfen. Travail.Suisse freut sich, dass dieses Postulat von der Mehrheit des Nationalrates heute gutgeheissen worden ist. Travail.Suisse setzt sich seit längerem für eine faire Lehrlingsselektion ein und stellt unter www.zukunftstattherkunft.ch konkrete Hilfsmittel für Lehrbetriebe zur Verfügung.