Der Nationalrat hat heute entschieden, dass die Luft in Restaurants, Bars und Diskotheken weiterhin durch Tabakrauch verpestet werden darf, dies zu Lasten der Kundinnen und Kunden und des Personals, das dort arbeitet. Die grosse Kammer wertet damit die Interessen der Tabakindustrie und der Wirte höher als jene der Angestellten. Travail.Suisse und Hotel & Gastro Union bedauern diese Haltung, welche einer Geringschätzung des Personals im Gastgewerbe gleichkommt.
Gemäss der grossen Kammer sollen so genannte Fumoirs in Restaurants erlaubt sein, wenn sie als solche gekennzeichnet, von den anderen Räumen abgetrennt und ausreichend belüftet sind. Problematisch ist, dass die Mehrheit des Nationalrates die Bedienung in diesen Räumen erlauben will.
Um die Bedienung in Fumoirs durchzusetzen, macht die bürgerliche Mehrheit eine Pirouette: So darf ein Angestellter nur dann für den Service in einem Fumoir eingesetzt werden, wenn er diesen Einsätzen im Arbeitsvertrag ausdrücklich zustimmt. Ignorieren unsere Parlamentarierinnen und Parlamentarier die Realitäten des Arbeitsmarktes völlig oder geringschätzen sie die Gesundheit der Angestellten, die dort arbeiten? Während der Kunde das Lokal verlassen kann, um dem Rauch auszuweichen, können es sich die Angestellten kaum leisten, die Arbeit in den Fumoirs zu verweigern. Die Angestellten im Hotel- und Gastgewerbe müssen also den für ihre Gesundheit schädlichen Passivrauch akzeptieren aus Angst, im Falle einer Verweigerung die Stelle zu verlieren. Die Fluktuation ist beim Servicepersonal hoch; wer seine Gesundheit schonen will, ist rasch ersetzt.
Zahlreiche Betriebe, namentlich die kleinsten unter ihnen, warten in Bezug auf den Passivrauch auf eine Regelung, die für alle gültig ist. Der Nationalrat hat ihre Erwartungen nicht erfüllt und gewichtet die Interessen von einigen wenigen höher als die Gesundheit der Mehrheit der Bevölkerung. Die Hoffnung der Angestellten im Gastgewerbe liegt jetzt beim Ständerat, der sich für ein grundsätzliches Rauchverbot in Gaststätten ausgesprochen hat.