Die Löhne der Nestlé-Konzernleitung stagnieren. Zusammen mit dem höheren Tiefstlohn, führt dies zu einer sich leicht schliessenden Lohnschere. Auffällig ist ausserdem, dass CEO Paul Bulcke für sein Amt deutlich weniger verdient als sein Vorgänger Peter Brabeck. Gute Führungskräfte sind also auch für etwas weniger Geld zu finden.
Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat ein eher mässiges Jahr hinter sich. Der Umsatz ging um 2 Prozent zurück, in der Schweiz wurden über 800 Stellen abgebaut. Dennoch wurden die Verwaltungsratslöhne um mehr als 10 Prozent erhöht. In den Löhnen der Konzernleitung hingegen spiegelt sich der durchzogene Geschäftsgang.
Nach wie vor unverhältnismässig
So verharrten etwa die Entschädigungen der Konzernleitungsmitglieder mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau. Dazu kommt, dass der Tiefstlohn im letzten Jahr um 7 Prozent erhöht wurde, was zur Folge hat, dass sich die Lohnschere zwischen den Gehältern der Konzernleitungsmitglieder und dem Tiefstlohn um 5 Prozent auf ein Verhältnis von 1 zu 69 schloss. Travail.Suisse wertet die Erhöhung der Tiefstlöhne und die damit einhergehende Schliessung der Lohnschere als positives Zeichen. Allerdings beurteilt Travail.Suisse eine Lohnschere von 1 zu 69 nach wie vor als unverhältnismässig.
Bulcke ist billiger als Brabeck
Nestlés CEO Paul Bulcke verdiente über 11 Mio. Franken. Damit erhielt er 221 Mal so viel, wie ein Nestlé-Angestellter zum Tiefstlohn. Auch dieses Verhältnis entbehrt ohne Zweifel jeglicher rechtfertigender Grundlage. Trotzdem: Die Vergütung des CEOs ist um fast 30 Prozent zurückgegangen. Dieser Effekt ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Bulcke seine Arbeit als CEO für deutlich weniger Geld macht als sein Vorgänger Peter Brabeck. Ein Zeichen dafür, dass gute Manager auch für etwas weniger Geld zu finden sind.
Anmerkung: Peter Brabeck hatte bis im April 2008 ein Doppelmandat als CEO und Verwaltungsratspräsident inne. An der Generalversammlung 2008 trat er als CEO zurück und Paul Bulcke übernahm dieses Amt. Seither ist Peter Brabeck noch als Verwaltungsratspräsident tätig. Für 2008 wurde für Peter Brabecks Lohn nur ein Gesamtbetrag angegeben, der sowohl das CEO-Gehalt für vier Monate, als auch das VRP-Gehalt für ein Jahr enthielt. Um die Vergleichbarkeit mit 2009 zu erhöhen, wurde dieser Betrag wie folgt aufgesplittet: Das VRP-Gehalt Brabecks aus dem Jahr 2009 wurde als Schätzwert seines VRP-Gehalts des Jahres 2008 verwendet. Dieser Schätzwert wurde vom Gesamtbetrag abgezogen. Was übrig blieb, wurde als CEO-Vergütung verbucht. Die CEO-Vergütung des Jahres 2008 entspricht also der Summe aus der geschätzten CEO-Vergütung Brabecks (für vier Monate) und der CEO-Vergütung Bulckes (für neun Monate).