Die Lohnscheren bei Post, Swisscom und Ruag sind in diesem Jahr nicht oder nur sehr wenig aufgegangen. Überblickt man aber eine etwas längere Zeitspanne, zeigt sich folgendes Bild: Während der Tiefstlohn in der untersuchten Periode durchschnittlich um 10 Prozent gestiegen ist, ist die durchschnittliche Vergütung der Konzernleitungsmitglieder um 39 Prozent und die der Verwaltungsratsmitglieder um 34 Prozent angestiegen.
Eine neue Volksinitiative fordert eine Beschränkung der Löhne der Manager im Service public. Travail.Suisse untersucht seit 2002 die Lohnentwicklungen in den ehemaligen Staatsbetrieben Swisscom, Post und Ruag und stellt folgende Entwicklungen fest.
Swisscom: Gewinneinbruch führt zu tieferen Löhnen
Die Swisscom erwirtschaftete über 60 Prozent weniger Gewinn als noch im letzten Jahr. Deshalb sank der Lohn von CEO Carsten Schloter von 1.9 Mio. auf 1.57 Mio. Franken und die Lohnschere zum tiefsten Lohn im Unternehmen schloss sich auf 1 zu 35. Die Lohnschere zwischen der durchschnittlichen Vergütung eines Konzernleitungsmitglieds und dem Tiefstlohn ging ebenfalls zurück auf 1 zu 22. Ein Konzernleitungsmitglied der Swisscom verdient mit einer guten Million Franken aber immer noch mehr als doppelt so viel wie ein Bundesrat. Die Verwaltungsräte bei der Swisscom verdienten 14 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Insgesamt verdienen die beiden Gremien 12,8 Millionen Franken.
Seit 2002 ist die Lohnschere zwischen dem tiefsten Lohn und dem Durchschnittslohn eines Konzernleitungsmitglieds um 21 Prozent aufgegangen. Die Schere zwischen dem Lohnaufwand pro Verwaltungsrat und dem niedrigsten Lohn im Unternehmen hat sich um 24 Prozent geöffnet. Die Schere zwischen CEO und Tiefstlohn ist in diesem Jahr etwa wieder auf dem gleichem Niveau wie vor 9 Jahren.
Post: Starke Öffnung der Lohnschere seit 2002
Bei der Post verdienten dieses Jahr vor allem die Verwaltungsräte mehr. Die durchschnittliche Vergütung pro Verwaltungsrat ohne den Verwaltungsratspräsidenten stieg um 18 Prozent an. Hier gilt es zu bemerken, dass die Löhne der Verwaltungsratsmitglieder in den letzten Jahren stark schwankten und keinen eindeutigen Trend aufwiesen. Der Lohnaufwand des CEO ist in diesem Jahr um ein Prozent angestiegen, und die Lohnschere liegt bei 1 zu 21. Seit 2002 ist sein Lohn um 84 Prozent angestiegen, während der Tiefstlohn in dieser Zeit um nur 7 Prozent gestiegen ist. Diese Entwicklung klagt Travail.Suisse an. Es ist unverständlich, weshalb der relative Lohnanstieg je nach Lohnniveau so unterschiedlich sein soll.
Ruag: Gut bezahlte CEO-Stelle zu vergeben
Der ehemalige Ruag-CEO Lukas Braunschweiler hat per 31.Oktober 2011 zum Hörgerätehersteller Sonova gewechselt. Deshalb ist der höchste Lohn um 35 Prozent zurückgegangen. Auch die Lohnsumme für die Konzernleitung ging zurück, und das Verhältnis zwischen dem Tiefstlohn und dem Lohn eines Konzernleitungsmitglieds sank auf 1 zu 10.5. Die Entschädigung der Verwaltungs-ratsmitglieder entspricht der letztjährigen Entlöhnung. Das Verhältnis zum Tiefstlohn liegt bei 1 zu 2.
Bisher wurde noch kein Nachfolger für Braunschweiler gefunden. Der Verwaltungsratspräsident und CEO ad interim Konrad Peter nennt den zu tiefen Lohn als Hauptgrund für die bisher erfolglose Suche. Die Löhne der Ruag unterstehen den Kaderlohnverordnungen des Bundes. Die Obergrenze liegt, laut Peter, bei einer Million Franken.
Eine Erhöhung der Löhne wäre auch aus anderen Gründen nicht angebracht. Die Firma führte ab dem 1. Januar 2012 für 200 Mitarbeiter Kurzarbeit ein und entliess 15 Angestellte.
2002 – 2011: Lohnschere öffnet sich stark
Zusammenfassend ist der Lohn in den Führungsetagen der ehemaligen Bundesbetriebe in den letzten neun Jahren deutlich stärker angestiegen als der Tiefstlohn. Nicht zu vergessen, dass hier immer vom relativen Lohnanstieg gesprochen wird. In absoluten Zahlen ist die Ungleichheit des Anstiegs noch eindrücklicher. So verdient etwa ein Mitarbeiter der Post mit dem Tiefstlohn ganze 217 Franken mehr pro Monat als noch 2002. Der CEO der Post hingegen verdient, verglichen mit vor neun Jahren, 32’440 Franken mehr pro Monat.