Die Krise wirkte sich auf die Managerlöhne höchstens kurzfristig dämpfend aus. Gemäss der Managerlohnstudie von Travail.Suisse, dem unabhängigen Dachverband von 170’000 Arbeitnehmenden, öffnet sich die Lohnschere weiter: Im letzten Jahr um durchschnittlich 18 Prozent, in den sieben Jahren seit 2002 um sage und schreibe 70 Prozent. Die stetig ansteigenden Managerlöhne gefährden das wirtschaftliche Erfolgsmodell Schweiz. Es braucht daher grundlegende Veränderungen. Die Stärkung der Aktionäre reicht nicht aus. Um das Lohnkartell aufzubrechen, braucht es eine Personalvertretung im Verwaltungsrat.
Zum sechsten Mal in Folge hat Travail.Suisse die Löhne der Topmanager in 27 Schweizer Firmen untersucht. Die Resultate zeigen, dass sich die Krise höchstens kurzfristig dämpfend auswirkte. So schloss sich die Lohnschere im Jahr 2009 zwar in einigen Firmen, was aber auf die wirtschaftliche Situation zurückzuführen ist. Dort, wo die Krise nicht stattgefunden hat – wie in der Pharmaindustrie – oder wo sie nicht mehr akut ist – wie bei den Banken – geht die Entwicklung weiter wie zuvor. Ein Lerneffekt hat nicht stattgefunden.
Fortschreitender Realitätsverlust gefährdet Erfolgsmodell Schweiz
Die anhaltende Öffnung der Lohnschere gefährdet das wirtschaftliche Erfolgsmodell Schweiz, das auf Vertrauen, Anstand und einer funktionierenden Sozialpartnerschaft basiert. Wenn im Krisenjahr 2009 mit Gewinneinbrüchen und Stellenabbau das durchschnittliche Salär eines Konzernleitungsmitglieds um 20 Prozent ansteigt, dann hat diese Entwicklung keinen Zusammenhang mehr mit realwirtschaftlichen Begebenheiten und deutet auf einen
fortschreitenden Realitätsverlust hin.
Heuchlerische Reaktion der Politik
Ein grosser Teil der Politikerinnen und Politiker ist den Managern hörig und versucht mit zahnlosen Vorschlägen alles zu verhindern, was die Teppichetage verärgern könnte. Das geht so weit, dass im Parlament Augenmass und Vernunft gepredigt werden, um die Masslosigkeit und die Rücksichtslosigkeit der Manager zu schützen. Das ist heuchlerisch und unglaubwürdig.
Es braucht griffige Massnahmen
Travail.Suisse beobachtet die Entwicklung der Managerlöhne sowie die politische Reaktion auf diese Entwicklung seit vielen Jahren. Für Travail.Suisse ist klar, dass die Selbstregulierung versagt hat. Es braucht grundlegende Veränderungen. Dazu gehören die folgenden Massnahmen:
- Begrenzung der Boni und Verbot von Sonderzahlungen: Boni müssen auf ca. einen Monatslohn begrenzt und Abgangs- bzw. Antrittsentschädigungen verboten werden.
- Bonisteuer ab 1 Million Franken: Boni über eine Million Franken dürfen von den Unternehmen nicht mehr als Geschäftsaufwand vom Gewinn abgezogen werden und unterliegen somit der Gewinnbesteuerung.
- Abstimmung über Saläre der Konzernleitung: Die Aktionäre dürfen nicht nur über die Entschädigung des Verwaltungsrates, sondern auch über die Managersaläre bestimmen. Dabei muss volle Transparenz hergestellt werden. Es darf nicht nur eine Abstimmung über ein abstraktes Vergütungsreglement stattfinden.
- Personalvertretung im Verwaltungsrat: Die Stärkung der Aktionärsdemokratie alleine reicht nicht aus. Eine Personalvertretung im Verwaltungsrat stärkt die Ausrichtung auf die lange Frist und bindet die kurzfristige Gewinnmaximierung zurück. Zudem wird so das Lohnkartell aufgebrochen.