Solidarität feiern am Tag der Arbeit
In der aktuellen Krise spüren die meisten die Wirkung der gesellschaftlichen Solidarität. Ohne die von der Arbeitnehmendenbewegung geforderten Massnahmen, wie geregelte und gute Arbeitsbedingungen und funktionierende Sozialversicherungen, wäre die aktuell wirtschaftlich schwierigere Zeit mit noch existenzielleren Problemen verbunden. Gerade am heutigen Tag der Arbeit erinnert Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, daran, dass gute Arbeit für die Menschen wichtig ist. Die Krise darf nicht genutzt werden die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern!
Ein Blick in die Geschichte zeigt die Bedeutung des 1. Mai. In Gedenken an die Opfer des Generalstreiks der Arbeitnehmer in Chicago, der am 1. Mai 1886 zur Durchsetzung des Achtstundentages startete, wurde der 1. Mai an der Gründungsversammlung der Zweiten Internationalen zum Tag der Arbeitnehmenden erklärt. Für Arbeitnehmende katholischen Glaubens war und ist der Josefstag am 19. März immer noch ein wichtiger Tag. Der heilige Josef ist nach der biblischen Überlieferung Zimmermann und gilt als Schutzpatron der Arbeiter. In wenigen Kantonen ist er ein offizieller Feiertag. Seit 1955 gilt aber auch der 1. Mai offiziell als Tag der Arbeit. Die katholische Kirche erklärte an diesem Tag das Fest zu Ehren des heiligen Josefs zur Verdeutlichung der Würde der menschlichen Arbeit.
Die Geschichte zeigt aber auch, dass es wichtig ist, dass alle Arbeitnehmenden gemeinsam sich für ihre Rechte einsetzen. Gemeinsam haben die Arbeitnehmenden viel erreicht und können noch viel erreichen. Die verschiedenen Gewerkschaften und Personalverbände tun deshalb gut daran, auch in Zukunft gemeinsam für die Anliegen der Arbeitnehmenden zu kämpfen. Auf nationaler Ebene arbeiten die beiden Dachverbände der Arbeitnehmenden – der Schweizerische Gewerkschaftsbund und Travail.Suisse – gut zusammen. Die verschiedenen Wurzeln – der Gewerkschaftspluralismus – befruchten die Arbeitnehmendenbewegung und nehmen die verschiedenen Realitäten in den 26 Kantonen der Schweiz auf. Die resultierende nationale Repräsentativität ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Dabei ist es gerade der 1. Mai zentral, öffentlich – in diesem Jahr nur online - bemerkbar zu zeigen, dass gute Arbeit wichtig ist und nur gemeinsam etwas erreicht werden kann. Hören sollen es diejenigen, die nicht Mitglied einer Gewerkschaft oder eines Personalverbandes sind. Werdet Mitglied!
Hören sollen es aber auch die Arbeitgeber, gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne müssen eine Selbstverständlichkeit sein! Nur wegen der Rendite dürfen keine Entlassungen ausgesprochen werden. Es darf auch nicht Arbeitnehmende gekündigt werden, die ein besonders Risiko wegen Corona haben. Die Corona-Krise darf nicht als Vorwand genutzt werden. Dem Gesundheitsschutz der Arbeitnehmenden ist oberste Priorität einzuräumen. Eine Sozialpartnerschaft auf Augenhöhe hilft auch den Unternehmen und verschafft der Schweiz eine wichtige gesellschaftliche Stabilität – vor, während und nach einer Krise. Das funktioniert nur, wenn Gewinne fair verteilt werden – im Unternehmen, im Staat, auf der Welt. Wenn nur die Dividenden für die Aktionäre steigen und die Arbeitnehmenden mit Reallohnverlusten konfrontiert werden, braucht es eine Korrektur! Die Löhne müssen steigen, gerade beide den tieferen Einkommen! Dass gleiche Löhne für Frau und Mann bezahlt werden müssen, sollte nicht mehr erwähnt werden müssen.
Hören soll es aber auch die Politik, die Forderungen der Arbeitnehmenden zu berücksichtigen und nicht nur wirtschaftliche Anliegen zu verfolgen. Das gilt bei der Bewältigung der Corona-Krise und darüber hinaus. Travail.Suisse fordert zum Tag der Arbeit:
Keine Verschlechterung des Arbeitsgesetzes
Die Arbeitsbedingungen, das Arbeitsgesetz dürfen nicht verschlechtert werden. Eine Erhöhung der Arbeitszeiten kann nicht das Rezept in wirtschaftlich schlechteren Zeiten sein, die Schweiz hat schon eines der liberalsten Arbeitsgesetze der Welt. Die Kosten der Krise sollen solidarisch getragen werden. Unternehmen, die nicht betroffen wurden, sollen höhere Steuern zahlen. Die Kontrolle der Corona-Schutzkonzepte ist für die Gesundheit der Arbeitnehmenden und zur Eindämmung der Pandemie wichtig.
Nein zur Kündigungsinitiative
Die bilateralen Verträge sind wichtig. Geordnete Beziehungen mit unseren Nachbarn und wichtigsten Handelspartnern sind zentrale Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort Schweiz. Das politische Versprechen von geschützten Löhnen und Arbeitsbedingungen muss dabei eingehalten. Mit einem Nein würden der Lohnschutz und flankierenden Massnahmen gefährdet. Deshalb: Nein zur schädlichen Kündigungsinitiative!
Ja zum Vaterschaftsurlaub
Am 27. September entscheiden die Stimmberechtigten über die Einführung von zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Die Schweiz muss in ihre Zukunft investieren – und damit in die Familien. Es wird eine Zeit nach Corona geben. Aber eine Schweiz ohne Familien und ohne Familienpolitik ist nicht vorstellbar. Deshalb: Ja zum zeitgemässen Vaterschaftsurlaub!
Ja zum Pensionskassen-Kompromiss
Die Sozialpartner haben einen Lösungsvorschlag erarbeitet, der eine Anpassung der beruflichen Vorsorge an die Realitäten der modernen Arbeitswelt ermöglicht. Die Renten der zweiten Säule werden – trotz des tieferen Mindestumwandlungssatzes von 6.0 Prozent – für tiefere Einkommen und Teilzeitangestellte dank dem Rentenzuschlag sogar leicht steigen. Deshalb: Ja zur BVG-Reform!
Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbessern
Für berufstätige Eltern und berufstätige Angehörige, die ein Familienmitglied betreuen und pflegen, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ein Problem. Mit dem Wegfall der Betreuung durch die Grosseltern, benötigen 40 Prozent der Familien zusätzliche Kita-Plätze. Die Corona-Krise hat gezeigt, die familienexterne Betreuung ist systemrelevant. Sie muss deshalb als Service public anerkannt werden und ausgebaut werden.